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Sport: Ewige Lücke

Vor dem ersten Volleyball-Finale beschäftigt sich der SC Charlottenburg mit der Finanzierung der kommenden Saison

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Der Blick in die Kasse rief gute Laune hervor. „Das ist die höchste Einnahme aus Eintrittsgeldern in unserer Vereinsgeschichte“, sagte Günter Trotz, Geschäftsführer des SC Charlottenburg. Über 2000 Zuschauer waren an einem März-Sonntag in die Sömmeringhalle gekommen, um den Deutschen Volleyball-Meister SC Charlottenburg im Bundesliga-Spitzenspiel gegen den VfB Friedrichshafen zu sehen. Und obwohl nach Schätzungen von Trotz nur etwa ein Drittel Eintritt bezahlt hat, weil der SCC zu Werbezwecken an vielen Schulen Freikarten verteilt hatte, blieb noch etwas für den Verein übrig. Wie viel genau, das verschweigt Günter Trotz etwas schamhaft. Aber knapp 5000 Euro kamen wohl zusammen.

5000 Euro – das ist ein bescheidener Betrag, wenn man, wie der SCC, einen Saisonetat von rund 650000 Euro hat. Maximal 30000 Euro bringen im Saisonverlauf die Zuschauereinnahmen. Die Restsumme muss anderweitig aufgetrieben werden. Und mit dieser externen Finanzierung tun sich die Charlottenburger Jahr für Jahr schwer. Der SCC möchte gern für die nächste Saison den Etat auf dem bisherigen Niveau halten, aber Kaweh Niroomand, der Manager, sagt: „Unsere Deckungslücke für die nächste Saison würde nach dem derzeitigen Stand bei einem Betrag zwischen 150 000 und 200 000 Euro liegen.“

Das Gebilde Spitzenvolleyball in Berlin steht auf wackligen Beinen. Latent besteht die Gefahr, die sportlichen Ambitionen mangels Geld kräftig herunterschrauben zu müssen. Als die Mannschaft von Trainer Mirko Culic im vorigen Jahr Deutscher Meister wurde, bestanden vage Hoffnungen, auch finanziell den Durchbruch zu schaffen. Wenn ein Meister nicht förderungswürdig ist, wer dann? So dachten sie beim SCC. Die Ernüchterung folgte, kaum dass der Meistersekt geleert war. Und Niroomand versteht die Welt nicht mehr. „Volleyball ist eine gute Nummer: sauberer Sport, tolle Atmosphäre, keine Krawalle, vorbildliche Jugendarbeit – aber das wird einfach nicht honoriert.“

Die regionale Wirtschaft gibt sich zugeknöpft. „Das ist doch das Problem. In Berlin sind große Versicherungskonzerne, Banken oder auch Brauereien, aber wir haben doch kaum deren Zentralen hier. Das findet hier alles auf Bereichsleiter-Ebene statt, und diese Bereichsleiter haben gerademal Vertragsgewalt über einen Satz Trikots“, sagt Niroomand. Selbst ein Wirtschaftsrat, den der SCC mit großen Hoffnungen im Verein installierte, konnte die Türen zu den Geldgebern nicht öffnen.

Und so bleibt alles, wie es war: Rund 30 bis 35 Prozent seines Etats deckt der SCC aus öffentlichen Zuwendungen, zum Beispiel über Reisekostenzuschüsse des Senats oder Lotto- und Spielbankmittel. Für die restliche Summe kommen Kleinsponsoren auf. „Es steht doch keiner auf und sagt: Hier hast du 200000 Euro“, sagt Niroomand. Und so freut sich der SC Charlottenburg, dass heute Abend (19 Uhr) wieder viele Zuschauer in die Sömmeringhalle strömen werden. Der SCC empfängt als Titelverteidiger im ersten von maximal fünf Endspielen um die deutsche Meisterschaft den VfB Friedrichshafen. Und vielleicht wird da ja sogar ein neuer Einnahmerekord erzielt.

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