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Wolfgang Niersbach verkündet seinen Rückzug von Fußball-Ämtern.

© dpa

Ex-DFB-Präsident: Wolfgang Niersbach - wie ein unkritischer Fan

Der frühere DFB-Präsident zieht sich endgültig von allen Fußball-Ämtern zurück. Wenn dieser Schritt nicht so spät gekommen wäre, würde er noch mehr Respekt abnötigen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Dominik Bardow

Es gibt da dieses Bild, vom WM-Finale 2014. Wolfgang Niersbach steht auf der Ehrentribüne des Maracana, in Tränen aufgelöst, und drückt Angela Merkel und Thomas Bach fest an sich, die Bundeskanzlerin und den IOC–Präsidenten. Wladimir Putin, Russlands Staatschef, steht irritiert daneben.

Niersbach war vor allem immer eines: ein Fan. Wo andere Funktionäre kühl und rational agierten, war der frühere DFB-Präsident oft emotionaler als die Zuschauer in der Kurve. Er konnte sich vom Fußball nicht trennen. Selbst wenn es angebracht gewesen wäre, sich von einigen Dingen zu distanzieren, die falsch liefen.

Nun hat sich Niersbach vom Fußball getrennt, zumindest auf der Funktionärsebene. Der 66-Jährige trat von allen Ämtern zurück, nachdem sein Einspruch gegen seine bis Juli 2017 laufende Sperre erfolglos geblieben war. Dabei hätte er vor den Sportgerichtshof Cas ziehen können oder von 2017 bis 2019 wieder ein sechsstelliges Fifa-Salär kassieren können.

Wenn dieser Schritt nicht so spät gekommen wäre, würde er noch mehr Respekt abnötigen. Doch als er vor einem Jahr als DFB-Präsident zurücktrat, klammerte er sich noch seine Ämter bei Fifa und Uefa. Niersbach hat es eben oft vorgezogen, den schönen Schein zu wahren – auch als er vor anderthalb Jahren von einer dubiosen Zahlung über 6,7 Millionen Euro erfuhr und sie zunächst verschwieg. Kein Schatten sollte auf die WM 2006 fallen. Er lasse sich das Sommermärchen nicht kaputt machen, sagte er noch, als es längst beschädigt war.

Vielleicht fragen ihn die Staatsanwälte nochmal

Von all den Funktionären, die in den vergangenen Jahren beschuldigt, verhaftet, verurteilt und gesperrt wurden, traut man Niersbach noch am ehesten zu, dass er nicht primär aus Gier handelte. Sondern oft nur als unkritischer Fan, der alles getan hätte für seine Ikonen: die deutsche Nationalmannschaft, den WM-Glanz oder Franz Beckenbauer. Niersbach wollte vor allem den Großen nahe sein – egal, was er dafür tun musste. Eine solche Haltung verträgt sich leider nicht mit einem politischen Amt, auch im Sport nicht.

Natürlich wäre es nun wünschenswert, wenn seine Erinnerung an die Vorgänge zur WM 2006 zurückkehren würde. Vielleicht fragen ihn Staatsanwälte nochmal.

Fest steht: Niersbach ist ab sofort kein Funktionär mehr, sondern nur noch Fan. Das sei ihm gegönnt. Auch wenn er beim Jubel über Titel und Tore nun nicht mehr Merkel, Bach und Putin umarmen kann.

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