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Experimente im Eisbären-Team: Zeit für die zweite Wahl

Die Eisbären holen beim 6:3 gegen Krefeld bereits den zehnten Sieg in Folge und wollen im nächsten Spiel Ersatztorhüter Markus Keller von Beginn an einsetzen.

Von Katrin Schulze

Es war an der Zeit für Experimente. 5:2 führten die Eisbären am Sonntag schon gegen die Krefeld Pinguine, als Don Jackson innovativ wurde. Der Berliner Trainer, sonst eher Vertreter einer konservativen Eishockeyschule, schickte seinen jungen Ersatztorhüter Markus Keller aufs Eis – eine kleine Sensation. Seit dem ersten Spieltag, seit Stammtorwart Rob Zepp zuletzt verletzt ausgefallen war und die Eisbären ohne ihn 3:8 in Kassel unterlagen, durfte Keller in der Deutschen Eishockey-Liga nicht mehr ins Tor des Tabellenführers. Nun bekam er beim 6:3 (1:1, 3:1, 2:1)-Erfolg über Krefeld wieder eine Chance. Am Dienstag soll der 20 Jahre alte Keeper in Augsburg sogar von Beginn an für die Berliner auflaufen.

Die Eisbären können sich den Luxus leisten, ihre zweite Wahl antreten zu lassen. Schließlich haben sie mittlerweile 18 Punkte Vorsprung auf den Verfolger, oder genauer gesagt den Zweitplatzierten aus Düsseldorf. Was für den Spitzenreiter selbst bequem erscheint, muss für die Konkurrenz erschreckend daher kommen. Und für die neutralen Zuschauer vielleicht sogar ein bisschen langweilig. Allerdings versteht es das Team von Don Jackson durchaus, zumindest ein wenig Spannung zu inszenieren. Auch gegen die Pinguine war das so. Zwar gingen die Gastgeber durch Florian Busch früh in Führung, doch danach präsentierten sie sich „einige Male ziemlich unkonzentriert“ wie ihr Trainer fand. Darüber hinaus produzierten sie überflüssige Fouls – zum Beispiel durch Constantin Braun, der von der Strafbank aus mit ansehen musste, wie Allan Rourke den Ausgleich erzielte.

Die Fouls der Eisbären waren jedoch nicht nur Ausdruck der eigenen Nachlässigkeiten, sondern spiegelten auch eine gewisse Gefahr des Gegners wider. „Anfangs hat man gesehen, dass wir uns gut auf die Eisbären vorbereitet haben“, sagte Krefelds Coach Rick Adduono. Der Tabellenzwölfte schaffte es tatsächlich, den Deutschen Meister kurz in Verlegenheit zu bringen – als Michael Endraß zum 2:1 für die Gäste traf.

Ein Rückstand? Nicht mit den Eisbären. Weniger als fünf Minuten benötigten sie, um die Verhältnisse wieder zurecht zu rücken. Erst schoss Andy Roach den 2:2-Ausgleich, dann schloss Florian Busch eine sehenswerte Einzelaktion zur erneuten Führung der Berliner ab. Irgendwie war also alles wie immer: Der Gegner darf sich zeigen – und wenn es sein muss, legen die Eisbären eben noch zu. „Die Art und Weise wie wir spielen, raubt unseren Gegnern die Kraft“, sagte Stefan Ustorf. „Wir treten bis zum Schluss aggressiv und zweikampfstark auf.“ Wie das genau geht, zeigte der Berliner Stürmer mit seinem Treffer zum 4:2 gleich selbst.

Und wer von den Gästen zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht begriffen hatte, wie das Spiel enden würde, der erhielt die Kunde aus der Fankurve. „Keiner wird es wagen, unseren EHC zu schlagen“, sangen die Anhänger der Eisbären unter den 13 800 Zuschauern in der Berliner Großarena. So sieht es wohl aus. Selbst in Unterzahl schafften es die Eisbären an diesem Nachmittag, die Pinguine auszutricksen: Marvin Degon bugsierte den Puck zum 5:2 ins Tor.

Für Jackson muss das ein Signal gewesen sein, denn nur kurz darauf rief er seinen Ersatzkeeper zum Kurzeinsatz. „Ich wollte Markus die Möglichkeit geben, sich einzuspielen, weil er am Dienstag die ganze Partie bestreiten wird“, sagte der Berliner Trainer. Gegen die Pinguine sollte Kellers Auftritt jedenfalls kein erfolgshemmender Faktor sein. Im Gegenteil, André Rankel erhöhte für die Eisbären danach auf 6:2. Dass auch Krefelds Herbert Vasiljevs kurz vor der Schlusssirene noch ein Tor erzielte, war ein netter Nebeneffekt. Mehr nicht.

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