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Wieder Freundinnen. Maria Höfl-Riesch (r.) und die Amerikanerin Lindsey Vonn. Foto: AFP

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Sport: Fahr schon mal vor

Maria Höfl-Riesch hält derzeit nicht mit ihrer Freundin Lindsey Vonn mit.

Es ist eine Feiergesellschaft, die sich im Restaurant des Hotels „Fairmount Chateau“ um Maria Höfl-Riesch versammelt hat. Hinter dem Panoramafenster in ihrem Rücken liegt malerisch der zugefrorene Lake Louise, vor ihr steht ein Glas Sekt. Damit prostet sie erst ihrem Ehemann Marcus Höfl zu, dann stößt sie mit vier Österreichern an. Diese bilden den ersten österreichischen Maria-Riesch-Fanklub, die Mitglieder sind ihrem Star bis nach Kanada nachgereist und haben schon am Vormittag im Zielraum für ihre Lieblingsfahrerin an einer ohrenbetäubenden Sirene gekurbelt. Der kleine Umtrunk aber gilt Marcus Höfl, der an diesem Abend seinen 38. Geburtstag begeht. Als Ehefrau feiert Maria Höfl-Riesch mit. Als Skirennfahrerin gibt es für sie in dieser Saison kaum etwas zu feiern. Noch.

„Ich sehe das nicht so tragisch, es kann nicht immer nur nach oben gehen“, sagt die Gesamtweltcupsiegerin der vergangenen Saison. Nach ihrem dritten Platz im Slalom von Aspen verbuchte sie in Lake Louise, wo sie in der vergangenen Saison zweimal siegen konnte, die Plätze neun und sechs in der Abfahrt und Rang fünf im Super G. „Ich sehe das nicht als Krise, es sind ja nur minimale Abstände zum Podest“, sagt die 27 Jahre alte Doppelolympiasiegerin, „ich habe mich in Lake Louise jeden Tag gesteigert, deswegen fahre ich jetzt mit einem guten Gefühl nach Beaver Creek.“ Dort findet am Mittwoch erstmals ein Super G der Frauen statt, der US-amerikanische Wintersportort ist für Val d’Isere eingesprungen, die Franzosen suchen dort vergeblich nach Schnee.

„Die ersten Rennen waren von der Platzierung her nicht so gut, das entspricht nicht den Ansprüchen einer Maria“, sagt Frauen-Bundestrainer Thomas Stauffer, „aber von der Leistung, die sie bringt, ist es eigentlich okay.“ Es könnte also eigentlich alles in Ordnung sein – wenn Lindsey Vonn nicht wäre.

Die US-Amerikanerin führt nach ihrem Dreifach-Sieg von Lake Louise den Gesamtweltcup souverän an, Maria Höfl-Riesch liegt auf Platz fünf bereits 241 Punkte zurück. Dabei ist die erfolgreiche Verteidigung des Gesamtweltcups Höfl-Rieschs großes Ziel in diesem Winter, der den alpinen Skirennfahrern keinen besonderen Saisonhöhepunkt bietet. Zurzeit ist die Garmisch-Partenkirchenerin schon froh, wenn sich der Rückstand auf Vonn in Grenzen hält. Wie zuletzt im Super G. „Da war es etwas knapper, die Konkurrenz war ein bisschen erleichtert zu sehen, dass sie im Super G nicht so unerreichbar erscheint“, sagt sie, „wir werden dranbleiben und versuchen ihr die Stirn zu bieten.“ Nur wie? Maria Höfl-Riesch überlegt, in der Abfahrt erneut Männerski zu testen. Bisher hatte sie das einmal versucht und dann abgebrochen, weil sie vor Olympia keine Experimente wagen wollte. „Lindsey Vonn beherrscht die Männerski wie keine andere“, sagt sie, „es heißt nicht, dass es für mich besser ist, mit diesen Ski zu fahren, aber ich muss da natürlich dranbleiben.“

An Motivation fehle es ihr nicht, versichert sie, obwohl sich die Doppelolympiasiegerin und Weltmeisterin mit ihrem Gesamtweltcupsieg alle großen Ziele erfüllt hat. „Es ist ein erleichterndes Gefühl, dass ich jetzt alles erreicht habe, was ich mir jemals erträumt habe“, sagt sie, „ich bin jetzt 27 Jahre alt und habe noch wahnsinnig viel Spaß an meinem Sport.“ Bis Sotschi 2014 will sie noch sicher fahren.

Doch längst haben auch die Auftritte abseits der Skihänge eine wichtige Bedeutung für sie erlangt. Marcus Höfl, der ehemalige Manager von Franz Beckenbauer, hat die Vermarktung und öffentlichen Auftritte seiner Ehefrau intensiviert. Die Kritik, sie würde zu viel machen, teilt sie nicht. Der Bundestrainer bestätigt das: „Es ist alles gut geplant und abgestimmt, wenn sie beim Training ist, gibt es nichts anderes.“ Ihre öffentlichen Auftritte dienten auch dazu, ihre Sportart populärer zu machen, erklärt sie, „außerdem ist es auch für die Zeit nach dem Sport zuträglich, wenn man eine gewisse Bekanntheit über den Sport hinaus erlangt hat.“

Nur Lindsey Vonn wollte sie zu Saisonbeginn nicht mehr kennen. Und umgekehrt. Einige Vorfälle hatten ihre Freundschaft beendet. „Ich hab mich dabei extrem unwohl gefühlt, man hatte eine zehnjährige Freundschaft und plötzlich ist es komisch, nur Hallo zu sagen“, erinnert sich Höfl-Riesch. Weil Vonn wegen der Scheidung von ihrem Mann in eine persönliche Krise rutschte, ergriff sie nun in Lake Louise die Initiative. „Als ich das mit ihrem Mann mitbekommen habe, dachte ich, es ist eine gute Gelegenheit, reinen Tisch zu machen.“ Am zweiten Trainingstag trafen sie sich im selben Restaurant, wo sie später mit ihrem Ehemann Geburtstag feiern sollte, zum Kaffeetrinken. In Sachen Freundschaft ist nun alles wieder beim alten. Es liegt nun an Maria Höfl-Riesch, die sportliche Rivalität wieder aufleben zu lassen.

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