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Sport: Fahrerparade für den Weltmeister

Auf dem neuen Hockenheimring wird Michael Schumacher für seinen fünften WM-Titel gefeiert – und so ganz nebenbei gewinnt er auch noch das Rennen

Von Christian Hönicke

Hockenheim. „Kommt alle!“, hatte der frisch gekürte Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher vor dem Großen Preis von Deutschland seinen Fans noch zugerufen. „Kommt, und wir feiern zusammen eine riesige Party.“ Sie kamen. Und feierten zusammen Schumachers Sieg in Hockenheim. Seinen 62. insgesamt und seinen neunten in dieser Saison, womit er seinen eigenen Rekord gebrochen hat – und einen anderen von Niki Lauda aus den Siebzigerjahren, weil er zum 17. Mal in Folge ins Ziel gekommen war.

Diese Zahlen gingen jedoch gestern unter im Jubel, nachdem Schumacher zu Hause gewann – erst zum zweiten Mal überhaupt. Sieben Jahre hatten seine Fans darauf warten müssen, und im Ferrari hatte der Kerpener die Strecke überhaupt noch nie bezwungen. Trotz allem: Die Formel-1-Premiere des neuen Hockenheimrings war nicht ausverkauft.

Das mag zum einen daran gelegen haben, dass die Weltmeisterschaft schon vor einer Woche in Frankreich entschieden worden ist. Zum anderen aber auch an der erhöhten Tribünenkapazität. In den vergangenen Jahren, in denen sowohl Sitz- als auch Stehplätze rund um den Hockenheimring stets ausverkauft waren, hatte man nur Platz für 83 000 Zuschauer. Nachdem der Umbau beendet ist, fassen die Tribünen nun 120 000 Fans. 117 000 waren da.

Trotzdem: Die Emotionen sprudelten über. Ein paar Fans konnten sich während der traditionellen Fahrerparade vor dem Rennen auf die Piste stehlen. Sie rannten hinter dem Lkw her, der die Fahrer um den Kurs chauffierte und sprangen sogar auf. Wie sie das bei der restriktiven Sicherheitspolitik fertig gebracht haben, bleibt ihr Geheimnis. Doch auch Michael Schumacher, der sonst in Sicherheitsfragen keinen Spaß versteht, gab nicht den Spielverderber, sondern schrieb geduldig Autogramme und lächelte dabei.

Ein paar Stunden und 67 von Böllerschüssen und Fanfarenlärm begleitete Runden später lachte er sogar. Anders konnte er sich zunächst nicht ausdrücken. „Es gibt keine Worte dafür“, meinte er. Später fand er dann doch welche, und die klangen, der Feier des Tages angemessen, sogar ein wenig emotionaler als sonst. „Dieser Sieg bedeutet mir eine Menge“, sagte der fünfmalige Weltmeister, während auf den Tribünen noch immer keine Ruhe eingekehrt war. „Ein Traum ist wahr geworden. Ich danke Gott, dass er so gnädig war und das zugelassen hat.“ Allerdings wird er sich dann auch noch bei seinem Team bedankt haben, das ihm wieder einmal das schnellste Auto des Feldes zur Verfügung gestellt hatte. Damit hatte er seinem schärfsten Verfolger, Bruder Ralf im Williams, nie eine reelle Chance gelassen, ihm die Party zu verderben.

Der Ferrari-Pilot führte vom Start weg, während sich hinter ihm ein spannendes Rennen mit vielen Überholmanövern entwickelte. Lediglich in der Auslaufrunde war Schumacher der Langsamste – denn da wollte er die Begeisterung auf den Tribünen besonders lange auskosten. Nur als ihn dabei einmal sein Bruder überholte, ließ er sich kurz davon abhalten, seinen Anhängern zuzuwinken. „Was ist los?“, schien er zu fragen, „du warst doch die ganze Zeit direkt hinter mir.“ Der Williams-Pilot erklärte es Michael hinterher: „Ich hatte ein Motorproblem und musste zur Sicherheit noch einmal an die Box fahren.“ Und deshalb gelangte der jüngere Schumacher auf dem Podest auch nur auf die dritte Stufe.

Die zweite beanspruchte der zweite Williams-Fahrer Juan Pablo Montoya, der von den Problemen seines Teamkollegen profitiert hatte. „Schade“, meinte Michael, „zwei Schumachers ganz vorne – das wäre schön gewesen.“ Immerhin standen sie dann aber doch gemeinsam auf dem Podest, das dann auch noch Michael Schumachers inzwischen berühmten Siegessprung aushalten musste. Den vollführt er nur nach besonders schönen Erfolgen. Und es schien, als sei dies die anstrengendste Aktion seines sonst recht geruhsamen Nachmittags gewesen.

So hat Michael Schumacher also Energie für die zweite noch anstehende Festlichkeit gespart: Am Abend feierte Schumacher im nahe gelegenen Speyer noch einmal mit eingeladenen Gästen. Die werden sich über den ausdauernden Gastgeber gefreut haben.

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