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Sport: Fair fällt schwer

Wie Johannes Rau die deutschen Olympiastädte einen will

Johannes Rau wippte mit dem Fuß. Fünf Saxophonisten spielten im Schloss Bellevue die fünfte Sinfonie von Beethoven, die Schicksalssinfonie. Der Bundespräsident applaudierte, ebenso Olympia-Chef Klaus Steinbach und die Bürgermeister der fünf deutschen Städte, die sich um Olympia 2012 bewerben. Alle hatten Spaß an dem Quintett. Laut zwar, aber im Gleichklang.

So ähnlich wie die Musik soll auch Olympia funktionieren. Am 12. April wird der deutsche Bewerber gekürt. Hamburg geht als Favorit ins Finale, nachdem Prüfer des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) der Stadt die beste Bewerbung bescheinigt hatten. Die anderen Kandidaten – Leipzig, Frankfurt am Main, Düsseldorf und Stuttgart – kamen nicht so gut weg. Mancher zeigt da Nerven. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Peer Steinbrück dankte bereits allen Städten für ihre Fairness – außer Hamburg. Gleichklang klingt anders.

Ein Fairness-Abkommen soll nun helfen, die Städte zu einen. Denn Rau weiß: „Ohne Gemeinsamkeit haben wir es international schwer.“ Und so traten die Vertreter der fünf Städte an einen Tisch und verpflichteten sich, die deutsche Bewerbung „nach den Regeln des Fairplay nach Kräften zu unterstützen“. Als sie unterschrieben, erhob sich ein alter Mann am anderen Ende des Saals und blickte gebannt auf den Tisch: Dieter Graf Landsberg-Velen, Vizepräsident des NOK. „Ich wollte kontrollieren, ob die wirklich unterschreiben“, gestand er später.

Die Angst ist groß vor vier Verlierern, die den Sieger international im Stich lassen. Trotz Abkommen. Trotz der vereinbarten Verteilung der olympischen Vorrundenspiele im Fußball und Handball auf ganz Deutschland. Trotz Steinbachs Versicherung, dass es keine Verlierer gibt, sondern „einen großen und vier kleine Sieger“.

Die Konkurrenz lebt weiter, wenn auch nur in Nebensätzen. Als fünf Schüler die Reihenfolge auslosen, in der sich die Städte am 12. April präsentieren sollen, und als erste Kugel „Hamburg“ aus dem Topf holen, sagt Nordrhein-Westfalens Sportminister Michael Vesper: „Der Erste hat immer ein Problem.“ Und beim Empfang lässt der Hamburger Olympiaplaner Horst Meyer den Satz fallen: „Ich hoffe, dass sich auch Herr Steinbrück an das Abkommen hält.“

Johannes Rau immerhin bleibt gelassen. „Das ist wie im Wahlkampf, da kann man nicht viel machen“, sagt der Präsident zum Abschied. Dann geht er zu den fünf Saxophonisten und fragt, woher sie kommen. „Aus einer Kleinstadt bei Detmold“, lautet die Antwort. Rau lacht: „Das ist ja unverfänglich.“

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