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Sport: Falsch herum in die Einbahnstraße

LEVERKUSEN . Gerhard Mayer-Vorfelder, der Vorsitzende des DFB-Ligaausschusses, vernahm es mit Wohlwollen: Es gebe also doch noch Dinge, für die er und Wolfgang Holzhäuser, Geschäftsführer von Bayer Leverkusen, gemeinsam kämpften.

LEVERKUSEN . Gerhard Mayer-Vorfelder, der Vorsitzende des DFB-Ligaausschusses, vernahm es mit Wohlwollen: Es gebe also doch noch Dinge, für die er und Wolfgang Holzhäuser, Geschäftsführer von Bayer Leverkusen, gemeinsam kämpften. Dafür nämlich, daß das Endspiel zum DFB-Ligapokal auch zukünftig in der Leverkusener BayArena ausgetragen wird. In wichtigen Fragen hingegen werden sich Mayer-Vorfelder und Holzhäuser wohl kaum verständigen können. Bei der Vermarktung der Fernsehrechte jedenfalls sind der Deutsche Fußball-Bund, repräsentiert durch Mayer-Vorfelder, und die Großen der Liga, vertreten durch den FC Bayern München und Bayer Leverkusen, weiterhin uneins.Bayern und Bayer möchten die Fernsehrechte an ihren Bundesligaspielen selbst vermarkten, der DFB beharrt darauf, daß er allein die Rechte für die gesamte Liga verkaufen darf. "80 Prozent der Liga stehen hinter unseren Forderungen", behauptet Bayern-Manager Uli Hoeneß, "aber der FC Bayern ist wieder einmal der Böse." Holzhäuser ärgert sich über den öffentlichen Streit: "Solche Diskussionen kurz vor Saisonbeginn schaden dem Image des Fußballs. Die meisten Fans sagen sich, die sollen nicht dauernd reden, sondern endlich wieder anfangen, Fußball zu spielen."Mayer-Vorfelder nutzte das Endspiel des Ligapokals in Leverkusen, um die Position des DFB zu verdeutlichen: "Wenn ich einen Führerschein bekomme, dann habe ich mich an die Verkehrsregeln zu halten", sagte er. Dann könne man auch nicht falsch herum in eine Einbahnstraße hineinfahren, nur weil einem die Einbahnstraße nicht passe. Mit anderen Worten: Es ist also egal, ob Bayern und Bayer aus ihrem Antrag auf Lizenzerteilung den Paragraphen 3 gestrichen haben, der die zentrale Vermarktung der Fernsehrechte durch den DFB festschreibt. Sie haben die Lizenz, "die es ihnen erlaubt mitzuspielen", wie Mayer-Vorfelder sagte. Fertig. Aus.Das Interessante ist, daß der FC Bayern München diese Lizenz gar nicht bekommen wollte - um anschließend dagegen zu klagen, daß er sie nicht bekommen hat. Sollen die Bayern nun klagen, damit sie die Lizenz wieder verlieren? Alles sehr kompliziert. Für die Münchener und die Leverkusener geht es um viel Geld, für Mayer-Vorfelder "um ein Stück Solidarität". Die nationale Liga müsse in ihrer Bedeutung aufrechterhalten werden, sagte er. Am Rande des Ligapokal-Endspiels habe er sich "sehr freundschaftlich" mit Uli Hoeneß unterhalten. Um die Vermarktungsfrage kann es dabei kaum gegangen sein.Denn Hoeneß ist in dieser Angelegenheit - zumindest für die Öffentlichkeit - nicht zu Kompromissen bereit. "Man muß aufhören, den Gegner in der Liga zu suchen", forderte er. Die Gegner seien die Rechteverwerter: Kirch, Premiere, Bertelsmann. Also die, die das Geld haben, das die Bayern gerne haben möchten, um - so die offizielle Sprachregelung - in Europa auf Dauer konkurrenzfähig zu bleiben. Ein wenig erinnert der Streit an die Reform der Champions League im vergangenen Jahr. Erst drohten die Großen des europäischen Fußballs, darunter die Bayern, ihre eigene Liga zu gründen, dann wurden ihre Wünsche nach größeren Einnahmemöglichkeiten von der guten Fee Uefa großzügig berücksichtigt. In der Bundesliga wird es vermutlich ähnlich sein. Die Zentralvermarktung hat keine Zukunft mehr. Uli Hoeneß verkündete in Leverkusen: "Spätestens am 1. Juli 2000 werden wir die Einzelvermarktung haben."Bei einer dezentralen Vermarktung der Bundesligaspiele werde es allen Vereinen besser gehen, behauptet der Manager. Er drohte erneut den TV-Vertragspartnern mit Stadionverbot beim Saisonauftakt gegen den Hamburger SV am 14. August: "Wir werden gegen den HSV antreten, aber ob es auch Bilder aus dem Olympiastadion gibt, weiß ich noch nicht." Mayer-Vorfelder reagierte gelassen: "Das raubt uns nicht die Nachtruhe. Schließlich hat auch der FC Bayern den laufenden TV-Verträgen zugestimmt." Er machte den rebellischen Klubs aber auch Hoffnungen: "Wir brauchen ein Ausgleichssystem, das die Attraktivität der Liga erhält. Wenn wir das gefunden haben, stellt sich die Frage zentral oder dezentral nicht mehr." Einbahnstraße hin oder her.

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