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Sport: Familie mit Fehlern

Im Fall Breno gerät auch der FC Bayern unter Druck.

Uli Hoeneß wird nicht müde zu betonen, dass der FC Bayern im Grunde eine große Familie sei, ein Weltkonzern mit Herz. Durch die jüngsten Entwicklungen hat das Image, mit dem nicht nur Hoeneß so gerne hausieren geht, allerdings Schaden genommen: Der Brasilianer Breno, bis vor kurzem Spieler des Klubs, muss wegen schwerer Brandstiftung für drei Jahre und neun Monate ins Gefängnis. Und was fast noch schlimmer ist: In der Folge des Falles Breno ermittelt die Staatsanwaltschaft nun sogar gegen den Verein selbst – weil der Verdacht besteht, dass der gegen das Arzneimittelgesetz verstoßen hat. Der FC Bayern allerdings lässt außer ein paar dürren Floskeln vor allem eines verlautbaren: „Kein Kommentar.“

Vor Tagen und Monaten waren die Verantwortlichen noch auskunftsfreudiger. Der inzwischen geschasste Manager Christian Nerlinger hatte sich jüngst entschieden gegen die Anschuldigungen von Brenos Berater gewehrt, dass der Spieler regelmäßig Schlaftabletten aus einem Medizinschrank des Vereins genommen habe. „Grundsätzlich gibt es beim FC Bayern keine Schlafmittel“, betonte Nerlinger. Die Aussage ließ der Verein am Donnerstag nicht widerrufen, obwohl sie widerlegt ist: Ermittler fanden in der Physio-Abteilung einen unverschlossenen Medizinschrank – darin lag ein Beipackzettel des fraglichen Schlafmittels „Stilnox“.

Die eigene Rolle im Fall Breno hinterfragt der Klub dennoch zumindest öffentlich nicht: Breno sprach nach Jahren noch kein Deutsch, war kaum integriert und – wie der Prozess zeigte – wegen seiner zahlreichen Verletzungen so frustriert, dass er regelmäßig zum Alkohol griff. Vom Verein bekam er bei seinen Problemen offenbar zu wenig Hilfe.

Dass der Klub stattdessen in den vergangenen Monaten durch Schuldzuweisungen und Justizschelte auffiel, dass vor allem Uli Hoeneß massiv gegen die Münchner Staatsanwaltschaft polterte, von „Wahnsinn“ sprach und gar den Rechtsstaat in Gefahr sah, weil sie Breno verhaftete, obwohl der Spieler depressiv sei, steht ihm nun immer schlechter zu Gesicht. Die Bayern sehen sich zunehmend Anschuldigungen ausgesetzt, sich nicht ausreichend um ihren Spieler gekümmert zu haben. Die Vereinsbosse gehen darauf nicht ein: Der Klub werde Breno „weiterhin unterstützen“, heißt es in der wenig konkreten offiziellen Stellungnahme zu dessen Verurteilung.

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