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Fankultur: Hertha-Strampler und Liberalismus

Wer Berliner ist, müsste eigentlich Hertha-Fan sein. Markus Hesselmann antwortet außer der Reihe auf Stefan Hermanns.

Von Markus Hesselmann

Stimmt, über das Geschenk der Kollegen von der Sportredaktion, den Hertha-Strampler für meinen Sohn, habe ich mich wirklich gefreut. Und über die Ehre, damit hier zum Thema der 11-Freunde-Kolumne zu werden. Aber am meisten über die Chance, darauf antworten zu dürfen.

Kollege Hermanns konnte den Spaß am Hertha-Strampler nicht nachvollziehen. Schließlich sei ich ja Schalke-Fan, schrieb er. Da könne ich die uralte Fanregel „Wenn der Vater mit dem Sohne“ nicht außer Kraft setzen und müsste den Jungen zum Schalker erziehen. Alles andere sei „scheißliberal“.

Gottchen, im Jahr 2009 ein Stammtischbegriff ältester Altachtundsechziger. Nichts gegen Liberalismus, ohne Scheiß. Den Liberalen Hayek sollte man lesen, mehr als Marx, gerade jetzt, da sich sozialistischer Schmu wegen der Wirtschaftskrise wieder verbreitet. Doch die am Strampler aufgezogene Liberalismusdebatte geht am Thema vorbei. Der Junge ist Berliner, und was liegt da näher als Hertha? Auch nach 20 Jahren in dieser Stadt kapiere ich nicht, warum die Berliner nicht zu ihrem Klub stehen. Das bisschen Abstieg, das bisschen Skandal, das bisschen Pleite können einen Schalker jedenfalls nicht davon überzeugen, dass man seinem lokalen Verein nicht treu bleiben sollte.

Neben dem Ortsprinzip gilt, was ein großer Dortmunder sagt – Phillip Boa, nicht Adi Preißler: „Was ist das für eine Zeit, in der die Kinder die gleiche Musik hören wie ihre Eltern?“ Das kann ich unterschreiben. Auch auf den Fußball übertragen.

Mein Vater ist übrigens Gladbach-Fan. Was für ein Glück, dass er mich nicht mitgenommen hat.

— Ab nächster Woche schreibt hier wieder wie gewohnt Philipp Köster im Wechsel mit Stefan Hermanns.

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