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Fanplakate: Fußball: Wenn Tod und Hass durchrutschen

Ein Stadionplakat mit einer Hassparole entfacht eine Diskussion in Hannover.

Von Christian Otto

Der Andrang an den Stadiontoren hält sich in Grenzen, die Zuschauerzahlen bei Hannover 96 sind stark rückläufig – aber das Transparent, das nach dem Spiel gegen Hertha BSC Schlagzeilen gemacht hat, ist von den Ordnern bei ihren Einlasskontrollen übersehen worden: die textile Botschaft „Tod und Hass dem BTSV“, womit Hannovers Rivale Eintracht Braunschweig gemeint war. Hannovers Stadionchef Thorsten Meier sagt, das Plakat sei „indiskutabel, aber leider durchgerutscht. Und ehrlich: Das Transparent ist uns während des Spiels gar nicht richtig aufgefallen.“ Ob nach Auswertung der Bilder der Stadionkameras gegen einige Fans ein Stadionverbot verhängt werde, müsse erst noch geprüft werden. Die Kontrollen an den Eingängen des Stadions, in dem vor zwei Monaten bei der Trauerfeier für Robert Enke mehr Respekt und Fairplay gefordert wurde, sollen aber verschärft werden. Der Deutsche Fußball-Bund hat sich bei Hannover 96 über den Vorfall informiert; ob das Plakat sportgerichtliche Folgen haben wird, ist noch offen.

Die Rivalität zwischen 96 und Drittligist Eintracht Braunschweig kommt immer wieder zum Vorschein. Dass weder Ordner noch Zuschauer mit Zivilcourage auf die Idee kamen, das Transparent vor dem Fanblock zu entfernen, liegt auch an der traditionellen Feindschaft. „Die Rivalität zwischen diesen Klubs wird durch den Tod von Robert Enke nicht begraben“, befürchtet Jan Marek. Der Fanbeauftragte der Eintracht berichtete gestern von Betroffenheit in Braunschweig – aber keiner übermäßigen Aufregung. Dass einige 96-Anhänger nach dem Selbstmord von Enke so schnell wieder in alte Muster zurückfallen, sei auch dadurch zu erklären, dass es eine echte Freundschaft zwischen Hannover und Braunschweig wohl nie geben werde. Vor diesem Hintergrund bezweifelt Hannovers Stadionchef Meier auch, dass ein eskalationsfreies Abhängen des Transparents während der Spiels gegen Hertha überhaupt möglich gewesen wäre.

Immerhin distanzieren sich jetzt viele 96-Fans von der Parole auf dem Transparent. Von „ekelhaftem Dreck“ ist die Rede, den die Stadionordnung doch eigentlich verbieten müsse. Mancher sieht in dem Vorfall neben der sportlichen Misere von 96 sogar einen Grund dafür, einfach nicht mehr ins Stadion zu gehen.

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