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Rolle im Rang. Michael Thurk ist vom Spielbetrieb freigestellt worden. Foto: dpa

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FC Augsburg: Michael Thurk: Ein Torjäger wird abserviert

Es sollte das letzte Abenteuer seiner Karriere sein: Bundesliga mit dem FC Augsburg. Doch der Klub hat Michael Thurk kurzerhand ausgemustert.

Im Grunde wusste Michael Thurk immer, wo er hingehört: in die Zweite Liga. Hier hat er seine erfolgreichsten Tage erlebt, mit Mainz 05, Energie Cottbus oder dem FC Augsburg. 2007 versuchte es Thurk letztmals in der Bundesliga: Sein Klub hieß damals Eintracht Frankfurt, Thurks Leistungen waren bestenfalls glücklos, in 34 Pflichtspielen schoss er vier Tore. Also wechselte Thurk zurück in Liga zwei, wo es ihm deutlich besser erging und er Augsburg 2011 sogar zum Aufstieg schoss. Mittlerweile ist der Stürmer 35 Jahre alt – und freute sich auf dieses letzte Abenteuer: noch einmal Bundesliga, mit seinem FCA. Für diesen Klub hat er in 104 Spielen 51 Tore erzielt. Der FCA war für Thurk längst zum Herzensklub geworden.

Daraus wird nun nichts: Der Herzensklub gab überraschend die Trennung von seinem prominentesten Spieler bekannt. Sportdirektor Andreas Rettig sprach zwar von einer „einvernehmlichen und sauberen Trennung“, doch der Zeitpunkt der Demission, fünf Tage vor Saisonstart, lässt tief blicken. Klar ist: Thurk, der als schwieriger Charakter gilt, wollte als Stammkraft in die Saison gehen. Klar ist auch: Trainer Jos Luhukay plante mit Thurk nur als Ersatzspieler – und hatte Angst, dass ihm diese Personalie Unruhe in den Kader bringt. „Es sind in erster Linie sportliche Gründe, weil nach dem Systemwechsel keine Position für Michael mehr frei ist“, hieß es formell vom FCA. Rettig und Luhukay waren sich in dieser Analyse einig. Es könnte das Ende von Thurks Karriere als Profifußballer sein.

Thurk reagierte wie erwartet, verständnislos. Er könne Luhukays Entscheidung „nicht nachvollziehen“. Dem Fernsehsender Sport1 sagte er gestern: „Natürlich bin ich riesig enttäuscht über diese Entscheidung. Ich muss mich für nichts entschuldigen oder etwas geraderücken.“ Sein Berater Klaus Gerster schlug in der „Augsburger Allgemeinen“ dagegen versöhnlichere Töne an: „Ich werde keinen Klub für ihn suchen. Micha bekommt einen Trainingsplan für sich. Ihm und seiner Familie gefällt es in Augsburg und er will auf seine Chance warten.“ Am Dienstag jedoch holte Thurk bereits seine Freistellungspapiere ab, ohne weitere Erklärung, ohne Abschiedsworte. Es muss Gravierendes vorgefallen sein, doch darüber schweigen sich die Verantwortlichen bislang aus.

Aus allein sportlicher Sicht ist die Entscheidung der FCA-Verantwortlichen zumindest mutig. Es ist schließlich nicht so, dass der Kader des Aufsteigers vor namhaften Stürmern überquillt. Der 35-Jährige war das bekannteste Gesicht, immer für ein Tor gut. Wie Luhukay künftig ohne Thurk auftreten will, ist nicht ganz klar. Im DFB-Pokal in Oberhausen begann er mit Zugang Sascha Mölders als einziger Spitze, dahinter gibt es noch Nando Raffael und den jungen Stephan Hain. Und dann wäre da noch Edmond Kapplani, der nicht gerade gewissenhaft mit Torchancen umgeht und aus Paderborn verpflichtet wurde, in der Vorbereitung jedoch kaum eine Rolle spielte.

Rein sportlich ist Thurks Demission schwerlich zu erklären, das finden auch die Fans. Die sprechen sich mit Vehemenz pro Thurk aus und werfen Trainer und Management wahlweise „Inkompetenz“ und „Lügengeschichten“ vor. Michael Thurk werden sie damit zwar nicht zurück in den Kader des FC Augsburg hieven können. Trainer Jos Luhukay jedoch wird sich bei einem Fehlstart im ersten Heimspiel am Samstag gegen den SC Freiburg einiges anhören müssen.

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