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© dpa

FC Bayern: Auftakt mit vielen Unbekannten

Vor dem ersten Training unter Louis van Gaal beschäftigt nicht nur der Fall Lucio den FC Bayern. Auch viele andere Personalien beim Rekordmeister sind noch nicht geklärt.

München - Etwa zwölf Meter hoch ist der metallene Mast, der nun hinter dem Trainingsplatz an der Säbener Straße emporragt. Er wird den Profis des FC Bayern vom morgigen Trainingsauftakt an einen gänzlich neuen Blickwinkel auf ihre tägliche Fronarbeit eröffnen. Oben lässt Louis van Gaal nämlich eine Kamera installieren, die die Trainingseinheiten aufzeichnet. Die Daten dieser und mehrerer anderer Kameras wird Max Reckers, van Gaals Mann für Computerdinge, blitzschnell verarbeiten, so dass man sie nach Ende der Einheit den Spielern individuell unter die Nase reiben kann. Mit dieser Art der Überwachung wird die Ära van Gaal beim FC Bayern am Mittwoch um 10.30 Uhr beginnen, dem Fernsehsender DSF ist dieses Ereignis sogar eine Live-Übertragung wert. Nach dem Trainingsauftakt wird van Gaal sich den Fragen der Journalisten stellen. Die wahrscheinlich drängendsten dürften sich um Lucio drehen.

Der brasilianische Innenverteidiger fühlt sich in seinem gewaltig ausgeprägten Stolz tief verletzt, weil ihn während des Confed-Cups die Kunde erreichte, van Gaal lege keinen Wert mehr auf seine Dienste. Man sagt dem neuen Trainer nach, er wolle den nur 1,76 Meter großen Zugang Edson Braafheid in die Innenverteidigung zu stellen, neben Martin Demichelis – obwohl der eine streckenweise schauderhafte Saison hinter sich hat. „Als man mir gesagt hat, dass der FC Bayern nicht mehr mit mir plant, war das ein Schock für mich“, sagte Lucio, 1,88 Meter groß, nach dem Finalsieg in Südafrika. Zwar dementierte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge schnell – es handele sich um „ein Gerücht, eine reine Erfindung“. Lucio macht jedenfalls erst einmal zweieinhalb Wochen Urlaub in Brasilien, schmollt und wartet auf ein klärendes Wort von van Gaal. Zum Hintergrund der Aufregung gehört die Tatsache, dass Lucios Vertrag kommendes Jahr ausläuft. Der FC Bayern könnte jetzt noch eine Ablöse einstreichen, im nächsten Sommer würde der Klub leer ausgehen, falls der Brasilianer München verlässt.

Zudem plagen sich die Bayern damit, dass ihr Kader nach den bisher sieben Verpflichtungen – neben Braafheid noch Mario Gomez, Anatoli Timoschtschuk (angeblich mit persönlichem Koch und thailändischer Masseurin in der Entourage), Ivica Olic, Danijel Pranjic, Alexander Baumjohann und Rückkehrer Andreas Görlitz – zu groß ist. Von den Spielern, die sie loswerden wollen, gibt es bisher nur bei Tim Borowski deutliche Signale, dass es mit einer Rückkehr zu Werder Bremen klappen könnte. Für Jose Ernesto Sosa, Breno, Christian Lell und Andreas Ottl dagegen sind bisher keine Offerten bekannt.

Auch der Fall des Großverdieners Luca Toni ist noch nicht geklärt. Vor fünf Tagen hatte Toni verkündet, er könne sich vorstellen, künftig auch für weniger Geld in Italien zu spielen. Schließlich wolle er seine WM-Chancen nicht gefährden. Nun verkündete er in der „Bild“-Zeitung, den Konkurrenzkampf mit Gomez, Olic und Miroslav Klose aufnehmen zu wollen: „Meinen Fans verspreche ich: Ich bleibe dem FC Bayern treu!“ Vielleicht spekuliert Toni aber auch nur auf ein Geschäft, bei dem er zwar in Italien weniger verdient, aber sich den Verlust gegenüber seinem noch bis 2011 laufenden Vertrag von den Bayern kompensieren lässt.

Auch Franck Ribéry könnte München noch verlassen, allerdings liegen Real Madrid und die Bayern mit ihren Ablösevorstellungen noch weit auseinander. Bis zum 31. August sind Transfers noch möglich. Sebastian Krass

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