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FCB-Neuzugang verzauberte die Bayern-Fans bei seinem Bundesliga-Debüt.

© dpa

FC Bayern München: Die neue Attraktion der Bundesliga heißt Douglas Costa

Douglas Costa deutet bei seinem Bundesliga-Debüt an, dass er beim FC Bayern mehr als ein Back-up für Franck Ribery ist.

Die Fans des FC Bayern München, die landläufig eher als Liebhaber des Champagnerfußballs wahrgenommen werden, besitzen durchaus ein Faible für eine gewisse Bodenständigkeit. Als Ivica Olic, der Stürmer des Hamburger SV, am Freitagabend beim Saisonauftakt der Fußball-Bundesliga eingewechselt wurde, gab es freundlichen Applaus in der Münchner Arena für den früheren Bayern-Spieler; und auch sein Trainer, dessen aktive Zeit in München mehr als 20 Jahre zurückliegt, ist dem Anhang des FCB wegen seiner aufwühlenden Art immer noch in guter Erinnerung. „Bruno Labbadia, oh oh oh oh oh“, sangen die Fans in der Bayern-Kurve zehn Minuten vor Schluss. Und das war keineswegs hämisch gemeint.

Douglas Costa ist ein ganz anderer Typ, als es die beiden Rackerer Olic und Labbadia waren. Doch der 24 Jahre alte Brasilianer, den die Bayern für 30 Millionen Euro von Schachtjor Donzek verpflichtet haben, hat gerade mal ein Pflichtspiel in der Münchner Arena gebraucht, um zu Labbadias Nachfolger als Liebling des Publikums aufzusteigen. Wann immer Costa an den Ball kam und zum Sprint ansetzte, raunte die Arena – und beim 5:0-Sieg der Bayern gegen den HSV boten sich den Zuschauern einige Gelegenheiten zum Raunen. 

Douglas Costa war er der auffälligste Spieler auf dem Platz

Nach gerade mal einem von dreihundertsechs Spielen der Saison 2015/16 sollte man mit endgültigen Urteilen noch vorsichtig sein. Und trotzdem: Mit seiner Art, mit seiner Dynamik und Zielstrebigkeit, hat Costa das Zeug zur neuen Attraktion der Liga. Gegen den Hamburger SV, der allerdings nur bedingt als Maßstab taugte, war er der auffälligste Spieler auf dem Platz. Der Brasilianer schoss ein Tor, bereitete ein weiteres vor; dazu wies die Statistik für ihn die meisten Torschüsse (vier) und die meisten Vorlagen (drei) aus.

„Natürlich sind wir zufrieden“, sagte Bayerns Sportdirektor Matthias Sammer. „Es ist immer besser, wenn ein Einkauf von Anfang an gut spielt. Aber es nutzt nichts, wenn es dann weniger wird.“ Zumal auch Trainer Pep Guardiola schon ahnte, dass der Neue in den nächsten Tagen viel Lob bekommen würde. „Wir müssen ihm helfen, auf dem Boden zu bleiben.“ Nach Sammers Einschätzung dürfte das nicht allzu schwierig sein. Denn anders als es sein draufgängerisches Spiel vermuten lässt, sei Costa neben dem Platz „anständig, irgendwo zurückhaltend und sehr bescheiden“.

Costa mehr als ein Back-up für Franck Ribery?

Mit seiner Verpflichtung haben die Münchner auf eine offenkundige Schwäche aus der vergangenen Saison reagiert. Als die beiden offensiven Flügelspieler Arjen Robben und Franck Ribéry im Frühjahr verletzt ausfielen, ging den Münchnern das Überraschungsmoment nahezu vollständig ab. Mit dem Brasilianer verfügt Guardiola jetzt über eine hochwertige Alternative – wobei man nach Costas Debüt durchaus die Frage stellen kann, ob er nicht schon jetzt mehr ist als nur ein Back-up für den alternden Ribéry. „Bayern München hat einen guten Spieler gekauft“, sagte Guardiola. „Er hat die Intelligenz, das Auge, die Vision.“

Vor allem aber besitzt er eine atemberaubende Dynamik. Thomas Müller bescheinigte dem neuen Kollegen „eine wahnsinnige Energie“, was vor seinem Tor zum 3:0 besonders schön zu beobachten war. Costa ersprintete an der rechten Flanke einen Pass, den vermutlich 99,97 Prozent der Zuschauer schon jenseits der Seitenlinie gesehen hatten, und als er an der rechten Eckfahne gestellt und gefangen schien, sandte er den Ball mit dem Außenrist seines linken Fußes exakt auf Müllers Kopf.

Insgesamt war das erste Spiel der Saison weit weniger spektakulär, als es das Ergebnis vermuten ließ. Die Hamburger übten sich ausschließlich in einer unansehnlichen und letztlich vergeblichen Blockadepolitik, und den Bayern fehlt trotz ihrer natürlichen Überlegenheit weiterhin die Unwiderstehlichkeit, die ihr Spiel im ersten Jahr unter Guardiola ausgezeichnet hat. So war es in erster Linie Costa, der den Zuschauern an diesem Abend ein paar unvergessliche Momente bescherte. Als der Linksfuß dann auch noch drei Minuten vor dem Ende von der rechten Seite nach innen zog und mit einem Arjen-Robben-Gedächtnisschlenzer zum finalen 5:0 traf, wirkte das fast wie das logische Ende einer geheimen Dramaturgie.

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