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Konfettisturm: Schon am heutigen Samstag kann der FC Bayern Meister werden. Den Verantwortlichen wären sportliche Schlagzeilen mehr als recht.

© dpa

FC Bayern München: Nach der Affäre ist vor dem Rekord

Rekord, Rekord - und Deckel drauf: Am Samstag könnte Bayern München mit seinem 24. Meistertitel die Steuer-Affäre seines Ex-Präsidenten Uli Hoeneß zumindest für ein paar Tage vergessen lassen. Und noch mehr.

Rekorde, Rekorde, der FC Bayern stellt nur noch Rekorde auf. Falls die Münchner am Samstag in Mainz nicht verlieren, wäre es das 51. Ligaspiel in Folge ohne Niederlage– Rekord. Patzen Dortmund, was in Hannover passieren kann, und Schalke 04, was gegen Braunschweig eher unwahrscheinlich ist, und siegen die Münchner, was eher sehr wahrscheinlich ist, dann sind sie schon am Samstagabend Meister, so früh, wie noch niemand zuvor in einer Saison – Rekord. Sie sind dann zum 24. Mal Deutscher Meister – Rekord. Sie haben noch ein paar andere Rekorde gebrochen, insgesamt können es 15 werden, nicht mit eingerechnet die 28,5 Millionen Euro, die im Hinterziehungsbereich auch so etwas wie ein Rekord sind.

Letzterer Rekord könnte noch einen weiteren nach sich ziehen. Einen Quoten-Rekord möglicherweise; der Steuer-Fall des Uli Hoeneß soll als Doku-Drama verfilmt werden, zwei Produktionsfirmen arbeiten bereits daran. Dass sich aber die Summe noch erhöhen wird, damit ist eher nicht zu rechnen. Die Staatsanwaltschaft hat mit ihrem Revisionsverzicht die Angelegenheit für beendet erklärt und ihr Sprecher Ken Heidenreich hat mitgeteilt, „dass die Herkunft der Mittel restlos aufgeklärt ist. Wir haben lückenlos recherchiert, woher das Geld kam.“

Zirka zehn Millionen Mark habe Hoeneß selber angelegt, und 2001 seien eben die 20 Millionen Mark, gesplittet in einen Kredit von fünf Millionen und eine Bürgschaft über 15 Millionen, die der großzügige Kamerad Richard Dreyfus, der damalige Chef von Adidas, dazugeschoben habe.

Und dann hat die Staatsanwaltschaft noch zwei Dinge festgestellt: Nämlich, dass das Konto bei der Vontobel-Bank kein Vereinskonto des FC Bayern war und dass Hoeneß durchaus in der Lage war, aus dem Startkapital innerhalb weniger Jahre sein Konto bis zu jenen 150 Millionen Euro aufzublähen, die zeitweise auf seinem Konto lagen. Damit wäre das dann auch geklärt. Und die Banker, die sich geäußert hatten und eine solche Anhäufung von Gewinnen einer ansonsten noch anderweitig stark beschäftigten Einzelperson im Devisentermingeschäft für unmöglich erklärten, der absoluten Ahnungslosigkeit überführt.

Steuersünder Hoeneß warnt seine Spieler: "Macht so etwas nie!"

Deckel drauf und nicht mehr darüber reden. Hoeneß wird seine Strafe absitzen, wahrscheinlich nicht in der vollen Länge von dreieinhalb Jahren, und gut ist es. Nicht mal zehn Tage sind nach dem Urteilsspruch vergangen, und die dringendste Frage in der leidigen Affäre scheint die zu sein, ob Hoeneß einen Fernseher in der Zelle hat und darin des nächtens die Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft verfolgen kann. Wahrscheinlich darf er, gemütlich wird es trotzdem nicht werden für ihn, aber was tut man nicht alles für den FC Bayern.

Ob jemals noch mehr rauskommt, wenn noch etwas rauszubekommen ist? Der geheime Informant, der vor einem Jahr das Hamburger Magazin „Stern“ auf die Spur schob und sein damaliges Wissen in der vergangenen Woche in einem Interview noch einmal wiederholte, der ist so geheim, dass man fast schon den Geist von Konrad Kujau schweben sieht, mit dessen Leibhaftigem der „Stern“ schon vor rund 30 Jahren ungute Bekanntschaft gemacht hat.

Und Hoeneß selber? Der ist schon wieder Patriarch und sprach auf einer intern nachgeholten Feier zum Triple-Erfolg der Vorsaison (Rekord!) den Spielern väterlich zu: „Macht so etwas nie!“

Nach Lage der Dinge hat der FC Bayern München nach dem großen Skandal wieder alles im Griff. In kürzester Zeit – rekordverdächtig.

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