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Demnächst miteinander: Ab Sommer werden sich David Alaba (l.) und Robert Lewandowski die Bälle zuspielen.

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FC Bayern München: Transfers mit Methode

Der FC Bayern München holt Robert Lewandowski von Borussia Dortmund - um sich zu stärken und die Konkurrenz in der Bundesliga zu schwächen.

Nun also auch noch Robert Lewandowski. Zwei Meisterschaften für Borussia Dortmund hatten den FC Bayern fast zum Platzen gebracht. Und so schlugen die Münchner mit größtmöglicher Wucht zurück. Erst rissen sie den wiedererstarkten Westfalen in Mario Götze das kreative Herzstück raus, jetzt schlagen sie den Dortmundern auch noch dessen wundervolle Sturmspitze ab. Die Bayern gewinnen zwei erstklassige Spieler und demolieren gleichzeitig das Dortmunder System, das ihnen zweimal den ehrlichsten Titel weggeschnappt und ihnen ihre Verletzbarkeit nervend vorgeführt hatte.

Doch mancher wird sich fragen, was die Bayern mit Lewandowski eigentlich wollen, außer dem Konkurrenten zu schaden? Sie haben schließlich in Mario Mandzukic einen ganz ähnlichen Vollstrecker, der in 40 Ligaspielen 25 Tore erzielt hat. Wo doch alle dachten, Trainer Pep Guardiola ließe die Bayern am liebsten ohne zentralen Stoßstürmer los.

Von Letzterem hat das alte Bayern ihren neuen Welttrainer abgebracht. Mandzukic bekommt regelmäßig Spielzeit, auch wenn gelegentlich Götze oder Thomas Müller die vorderste Position einnehmen, weil sie vielleicht besser zum jeweiligen Gegner passen. Guardiola weiß inzwischen, wie wichtig es ist, vorne einen Klassiker drin zu haben, der die Bälle zielstrebig verwertet.

In der Tat ähneln sich die beiden Stürmer. Beide sind groß und physisch stark. Mandzukic, der Kroate, ist vielleicht der bessere Kopfballspieler, aber auch Lewandowski hat klare Vorzüge. Derzeit gibt es weltweit kaum einen Stürmer, der die Bälle so verteilt oder verarbeitet, der bei allem Egoismus seine Mitspieler einbezieht und trotzdem jede Menge Tore macht. Zudem verfügt der 25 Jahre alte Pole über das größere spielerische Potenzial, was ihn insgesamt wohl fürs Spiel etwas wertvoller macht als den 27 Jahre alten Mandzukic.

Der Kroate wird genau hinsehen, welche Chancen er ab dem kommenden Sommer im Duell mit Lewandowski haben wird. Mandzukic hat in München noch einen Vertrag bis 2016, doch inzwischen haben schon Juventus Turin und auch der FC Chelsea ihre Fühler ausgestreckt. Nicht ausgeschlossen, dass Mandzukic einen ähnlichen Weg einschlägt wie sein Vorgänger Mario Gomez, der die Bayern im vorigen Sommer in Richtung Italien (Florenz) verließ – wegen Mandzukic. Und das, obwohl der deutsche Nationalstürmer eine fantastische Torquote bei den Bayern hatte, er 2011 Bundesliga-Torschützenkönig wurde und in der Champions League zwei Mal hintereinander Rang zwei in der Torjägerliste belegte. Nur Lionel Messi war noch besser.

Für Mandzukic sprach damals dessen bessere Kompatibilität mit dem Bayern-System. Bei gegnerischem Ballbesitz ist er Bayerns erster Abwehrspieler, der den Gegner schon im Spielaufbau massiv stört. Übrigens war das die Spielweise, die Dortmund mit Lewandowski so stark gemacht hat. Auch der Pole ist sich nicht zu schade, weite Weg nach hinten zu machen. Insofern ist auch die jüngste Aussage von Matthias Sammer zu verstehen. Auf Mandzukic’ Zukunft angesprochen, sagte der Sportvorstand des FC Bayern: „Wir sind froh, dass wir ihn haben. Wir haben derzeit keinen anderen Gedankengang, als mit Mandzukic und Lewandowski in die neue Saison zu gehen.“ Bei den Ambitionen, die die Bayern haben, macht es durchaus Sinn. Wer in möglichst vielen Wettbewerben Titel gewinnen will, braucht einen breiten, hochwertigen Kader. Das gelte für 2014 besonders. „Die WM in Brasilien wird die Spieler bis zur Oberkante belasten – körperlich wie mental“, sagt Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge voraus. Lewandowskis Dienstantritt in München dürfte daher zeitlich perfekt passen. Der Torjäger kann als einer der wenigen Bayern-Stars im Juli ausgeruht in die Saisonvorbereitung in München gehen, weil er sich mit Polen nicht für die WM in Brasilien qualifizieren konnte.

Und auch in Guardiolas Planungen spielt Mandzukic weiterhin eine zentrale Rolle. „Er war Top-Scorer und ist es jetzt wieder. Er war sehr wichtig bis jetzt in meiner Zeit hier. Er hat uns geholfen, die Spiele zu gewinnen. Er hat Vertrag und bleibt hier“, sagte der Trainer.

Doch der Nebeneffekt des Transfers, dass der als stärkster Konkurrent eingeschätzte Klub zusätzlich geschwächt wird, bleibt unbenommen. Sich selbst stärken und den Gegner schwächen – bessere Transfers kann es nicht geben. Hinter dieser Methode der Bayern steckt Kalkül, wie es eben Ottmar Hitzfeld erst wieder bestätigte, der beide Vereine trainiert hatte. Die Liste solcher Transfers mit doppelter Strategie ist lang. Nun ist sie mit Robert Lewandowski um ein prominentes Beispiel erweitert worden. In Dortmund hat der Pole zuletzt knapp fünf Millionen Euro verdient. In München sollen es neun Millionen sein. Am Ende bleibt Geld das stärkste Argument.

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