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Als Spieler sympathisch, im Klub unbeliebt: Thomas Müller und Robert Lewandowski vom FC Bayern.

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FC Bayern oder RB Leipzig: Wen finde ich unsympathischer?

Vor dem Spitzenspiel der Bundesliga fällt es nicht leicht, sich zu entscheiden. Denn weder RB Leipzig noch der FC Bayern sind wirkliche Sympathieträger. Was dennoch bleibt? Ein Kommentar.

Es wirkt, als habe sich die Marketing-Abteilung der Fußball-Bundesliga das alles ausgedacht: das Spitzenspiel schlechthin zum Jahresende, RB Leipzig beim FC Bayern München, der Aufsteiger gegen den Titelverteidiger, der Zweite gegen den punktgleichen Ersten, ein Duell um Tabellenführung und Herbstmeisterschaft, ein Vorgeschmack auf das Titelrennen, vielleicht sogar für die nächsten Jahre. Mehr Superlative passen in kaum einen Werbetrailer.

Doch so richtige Vorfreude kommt nicht auf bei den Fans. Es fehlt eine Zutat, die kein Marketingstratege einfach hinzustreuen kann: echte Sympathie für eines der beiden Teams. Damit ein Spiel einen Zuschauer wirklich fesseln kann, sollte er zu einer Mannschaft halten oder zumindest hoffen, dass die andere verliert. Was aber wenn er will, dass beide verlieren?

So geht es vielen Fans, sofern sie nicht Anhänger von Leipzig oder Bayern sind. Und das sind beileibe nicht alle. In ihrer Studie zur Markenlandschaft der Bundesliga 2016 hat die TU Braunschweig ermittelt, dass unter allen 36 Profimannschaften RB weiter die unsympathischste ist. Die Bayern sind Drittletzter, dazwischen liegt nur Dynamo Dresden. Als der Bayern-Rivale noch Dortmund hieß, waren die Rollen und Sympathien klar verteilt. Denn der Studie nach ist die Borussia hierzulande die beliebteste Mannschaft.

Die Münchner polarisieren Fußballdeutschland seit Jahrzehnten

Doch RB steht für viele Fans immer noch für alles, was falsch läuft im modernen Fußball: völlige Unterwerfung unter Geschäftsinteressen, die Aushöhlung von Traditionen, Regeln und der Chancengleichheit im Wettbewerb, die Degradierung des Fans zum reinen Konsumenten.

Der FC Bayern bildet da aber keinen klaren Gegenpol. Die Münchner polarisieren Fußballdeutschland seit Jahrzehnten, ihre Gegner verabscheuen die „Mia san Mia“-Arroganz, das bewusste Schwächen von Konkurrenten und die Langeweile, mit der sie die Liga durch ihre Dominanz geknechtet haben. Die Rückkehr des Steuersünders Uli Hoeneß befeuerte bei vielen die Abneigungen nur noch.

Zu wem soll man als Fan da halten, wenn es kein klares Gut und Böse gibt? Nun, zunächst einmal sollte man in Zeiten von Terroranschlägen aufhören, beim Fußball in solchen Kategorien zu denken. Es ist immer noch ein Spiel.

Wer es schafft, das fragwürdige Drumherum für 90 Minuten auszublenden, der kann viel Freude haben an dieser Partie. Denn es treffen zwei sehr attraktive Mannschaften aufeinander, die Leipziger mit ihrem Tempofußball, die Münchner mit ihren Brillanz am Ball. Davon kann man sich auch mal mitreißen lassen und sich spontan für eine Seite entscheiden. Dann ist das Spiel sich selbst Werbung genug.

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