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Hitzfeld

© dpa

FC Bayern: Plötzlich ein Endspiel

Um eine Krise zu vermeiden, dürfen die Bayern heute gegen Aris Saloniki nicht aus dem Uefa-Cup ausscheiden. Die Hitzfeld-Truppe trifft im letzten Gruppenspiel auf ein griechisches Abwehrbollwerk.

Luca Toni lachte, ja: Er lachte. Ob er nicht überrascht gewesen sei von der heftigen Unruhe in den vergangenen Tagen? Schließlich sei der FC Bayern doch Tabellenführer und kein Abstiegskandidat, nicht wahr? „No“, sagte Toni und zuckte mit den Schultern. Pardon, wirklich nicht? „No, eh, das ist normal, das ist hier Bayern Monaco“, sagte er, und dann lachte er. Ein bisschen war es am Dienstagnachmittag so, wie es immer ist an der Säbener Straße: Der winzige Presseraum war randvoll, Ottmar Hitzfeld beantwortete routiniert und angespannt blickend viele Fragen, wollte aber weder zu seiner Zukunft noch zu Willy Sagnol einen Kommentar abgeben, und Luca Toni, nun: Er lachte. Anspannung – für den italienischen Stürmer des FC Bayern scheint dies ein nicht existenter Begriff zu sein.

Dabei haben die Bayern durchaus Gründe, angespannt in dieses letzte Spiel der Uefa-Cup-Gruppenphase gegen Aris Saloniki am Mittwochabend (20.45 Uhr, live bei Pro Sieben) zu gehen: Sie müssen gewinnen, um Gruppenerster zu werden, ein Remis würde zum Weiterkommen genügen, sollten sie verlieren, würden sie ausscheiden. „Damit beschäftige ich mich nicht“, sagte Ottmar Hitzfeld. Einmal wäre Hitzfelds Anspannung aber beinahe in Wut umgeschlagen: Als ein Reporter wissen wollte, ob er, Hitzfeld, im Falle einer Niederlage zurücktreten werde, da fragte Hitzfeld zurück: „Wie viele Spiele haben wir in dieser Saison verloren?“ Die Antwort gab er gleich selbst: „Eines. Also stellt sich diese Frage nicht.“ Das Spiel gegen Aris Saloniki ist für den FC Bayern dennoch eine Partie, die viel dazu beitragen wird, ob das erste Halbjahr der Saison 2007/08 als gelungen oder missraten eingestuft wird.

Ein Ausscheiden würde für echte Probleme beim FC Bayern sorgen – und wohl Hitzfelds vorzeitiges Ende als Trainer besiegeln. Müssten sich die Bayern tatsächlich gegen Saloniki aus dem Uefa-Cup verabschieden, wären sie in einem Wettbewerb gescheitert, den sie früher als unterklassige und fast schon beschämende Veranstaltung empfanden, und den sie mit Beginn dieser Saison schönzureden versuchten: Es sei ja ein interessantes Teilnehmerfeld, die bisweilen früheren Anstoßzeiten im Vergleich zur Champions League wegen der Kinderfreundlichkeit besser, und überhaupt, es sei ein Titel zu gewinnen, allein das sei erstrebenswert. Würden sie nun aber gegen Saloniki verlieren, wäre jeder Hackentrick von Ribéry und jeder Übersteiger von Zé Roberto nicht mehr wie derzeit leicht verschwommen im Gedächtnis der Öffentlichkeit, sondern mit einem Mal ausradiert.

Die Bayern haben also ein echtes Endspiel vor sich, und das gegen einen Gegner, der kampfstark und defensiv eingestellt ist, was schlecht ist für die Bayern, weil sie defensive Gegner nicht mögen. „Ich erwarte, dass wir ein Abwehrbollwerk knacken müssen“, sagte Hitzfeld. Immerhin wird der 1:0-Spezialist der Bayern, Luca Toni, nach überstandener Oberschenkelblessur wieder auflaufen. Ob er auch fit ist? „Immer wenn ich sage, ich bin hundertprozentig fit, schieße ich keine Tore“, sagte Toni, „also sage ich: ich bin noch nicht hundertprozentig fit.“

Dann wurde Toni noch gefragt, ob die Mannschaft nun für den Trainer spielen werde, und Toni antwortete: „Wir spielen nicht für eine Einzelperson, sondern nur für die Fans und den Verein.“ Von all der Anspannung um Ottmar Hitzfeld sei in der Kabine ohnehin nichts zu spüren, versicherte Toni.

Michael Neudecker[München]

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