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Die Ewigtreuen. Die Südkurve des FC Bayern.

© Imago

FC Bayern und die Ultras: Der Julius-Hirsch-Preis und die Schickeria

Die "Schickeria", eine Ultra-Fan-Gruppe des FC Bayern, hat den Julius-Hirsch-Preis bekommen. Das ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruch. Ein Kommentar.

Ultras sind die aufsässigen Fußballfans, sie gelten als ungezogen, haben die Polizei als Feindbild und wenn irgendwo im Fußballstadion ein Bengalo lodert, fällt im nächsten Satz bestimmt das Wort Ultra. Umso erstaunlicher ist da auf den ersten Blick, dass jetzt eine Ultra-Gruppe eine bedeutende Auszeichnung für gesellschaftliches Engagement erhält. „Schickeria München“, Ultrafans des FC Bayern, erhalten den Julius-Hirsch-Preis, der an den von den Nazis in Auschwitz ermordeten jüdischen Nationalspieler Julius Hirsch erinnert.

Es ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruch. Die Auszeichnung bestätigt eher einiges: dass Ultras eben in erster Linie ihrem Verein ergeben sind und diese Treue über andere Merkmale stellen. Da ist es egal, welcher Religion jemand angehört. Mit einer großen Choreografie hat die „Schickeria“ beispielsweise Kurt Landauer hochleben lassen, den früheren Vereinspräsidenten, der als Jude nach der Machtübernahme der Nazis sein Amt und seine Arbeit verlor. Zum anderen gehen von der Ultra-Jugend- und Subkultur gesellschaftliche Impulse aus.

Die Jury erhofft sich aber wohl auch eine pädagogische Wirkung von der Auszeichnung. Mitglieder der „Schickeria“ hatten schließlich vor einigen Jahren schon mal andere Fans und Polizisten erheblich verletzt. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sagte als Juryvorsitzender, die „Schickeria“ habe „in den vergangenen Jahren eine positive Entwicklung genommen“. Auf jeden Fall ist der Preis ein Zeichen, dass sich selbst im Fußballstadion nicht alles in Schwarz und Weiß einteilen lässt.

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