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Sport: Federer wankt ins Finale

Er hat bei den French Open Probleme mit Dawidenko und trifft nun auf Nadal

Und dann bricht es doch aus ihm heraus. Der Ärger, der sich bei Roger Federer angestaut hat, entlädt sich in einem gewaltigen Schrei und hallt über den ausverkauften Court Philippe Chatrier. Derartige Ausbrüche erlebt man selten beim beherrschten Schweizer Tennisprofi, doch Nikolaj Dawidenko trieb ihn im Halbfinale der French Open ein ums andere Mal zur Verzweiflung. Federer musste sein ganzes Können aufbieten, um den Russen nach zähem Kampf mit 7:5, 7:6 (7:5) und 7:6 (9:7) zu bezwingen. Der Weltranglistenerste steht damit in Paris in seinem achten Grand-Slam-Finale in Folge. Dort trifft er auf Titelverteidiger Rafael Nadal, der den Serben Novak Djokovic mit 7:5, 6:4, 6:2 besiegte.

Federer wankte gestern mehr als in jeder anderen Partie zuvor in Paris. Doch die Vorzeichen standen schon vorab schlecht für Dawidenko: Federer war überhaupt erst zweimal in seiner Karriere in einem Grand-Slam- Halbfinale als Verlierer vom Platz gegangen. Vor zwei Jahren unterlag er zunächst Marat Safin in Melbourne und dann Nadal in Paris. Beide Gegner feierten an diesem Tag nicht nur den Sieg, sondern auch ihren Geburtstag. Dass Dawidenko bereits vor einer Woche 26 Jahre alt wurde, sollte jedoch nicht als Begründung für die Niederlage dienen, obwohl Federer zu Beginn der Partie eifrig Geschenke an seinen Kontrahenten verteilte.

Gleich das erste Aufschlagspiel nahm ihm Dawidenko ab. Der Russe wirkte, als würde er unter Starkstrom stehen, und feuerte seine Schläge aus allen Lagen ab. Die „russische Ballmaschine“, wie Dawidenko unter den Spielern genannt wird, wurde ihrem Ruf gerecht. Er schlug jeden Ball, den Federer ihm anbot mit ungleich größerer Wucht zurück, spielte alles oder nichts, und das zunächst mit Erfolg. Federer haderte mit sich und seiner ungewohnt hohen Fehlerquote, versuchte jedoch zunächst, Ruhe zu bewahren, wohl wissend, dass Dawidenko dieses Tempo und Niveau nicht lange durchhalten würde. Und tatsächlich gelang dem Schweizer im achten Spiel das Rebreak. Dawidenko wackelte erneut bei eigenem Service und so konnte Federer den zweiten Satzverlust des Turniers abwenden.

Dawidenkos Wille schien jedoch auch nach dem Satzrückstand nicht gebrochen, er kämpfte weiter verbissen von der Grundlinie. Eine 4:1-Führung im dritten Durchgang vermochte er jedoch nicht zu halten und vergab damit die Chance, als erster Russe seit Jewgeni Kafelnikow 1996 ins Finale von Paris einzuziehen.

„Ich wusste, dass es ein enges Match werden würde“, sagte Federer. „Ich hätte auch in drei Sätzen verlieren können.“ Für ihn geht die Jagd nach seinem ersten Titel bei den French Open weiter. Im Endspiel kommt es am Sonntag erneut zum großen Duell mit Nadal. Sechs Mal standen sich die beiden Topstars der Szene auf Sand gegenüber, aber erst vor drei Wochen gelang Federer in Hamburg der erste Sieg gegen den Spanier auf dessen Lieblingsbelag. Für Federer muss es sich wie ein Durchbruch angefühlt haben. Denn vor den French Open sagte er: „Ich habe endlich die Angst vor diesem Turnier verloren.“ Und offenbar hat auch Nadal den Schrecken für ihn verloren. Es wird sich zeigen, ob Furchtlosigkeit alleine ausreichen wird, um den Paris-Sieger der letzten zwei Jahre zu schlagen.

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