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Sport: Fein, weich und weinerlich

Karsten Doneck über die Heimkehr des Andreas Möller Männer um die 40, so wird gern behauptet, erwischt oft genug eine so genannte MidlifeCrisis. Dann tun sie mitunter Dinge, die weder verständlich noch ganz ernst zu nehmen sind.

Karsten Doneck über die

Heimkehr des Andreas Möller

Männer um die 40, so wird gern behauptet, erwischt oft genug eine so genannte MidlifeCrisis. Dann tun sie mitunter Dinge, die weder verständlich noch ganz ernst zu nehmen sind. Und wenn man ihre Marotten dann doch ernst nehmen muss, gehören diese Männer zumeist auf die Couch des Psychiaters. Fußballer scheint eine solche Lebensphase früher zu ereilen. Da läuft zum Beispiel ein gestandener erwachsener Mann wie Oliver Kahn, 34 Jahre alt und Weltklassetorwart von Beruf, plötzlich in Schlafanzug-ähnlichem Outfit mit einem Jungmädchen durch Münchens Szenelokale.

Oder da ist Andreas Möller. Der wird am Dienstag 36 Jahre alt. Von Beruf ist er Mittelfeldregisseur – oder besser, war er Mittelfeldregisseur. Bei Schalke 04 hat er am 24. Mai mit dem letzten Saisonspiel seine Karriere offiziell beendet. Angebote aus Katar und den USA schlug er aus. Er hatte genug. Genug von der aktiven Balltreterei, aber auch genug Geld für ein sorgenfreies Dasein. 85 Länderspiele, 418 Bundesligaspiele, dazu das Alter von 35 Jahren – irgendwann muss ja Schluss sein mit dem Hochleistungssport.

Andreas Möller kehrt nun nach gut einem Vierteljahr Pause zurück in die Bundesliga. Eintracht Frankfurt will ihn, Möller will zur Eintracht. Gut, die Frankfurter stecken als Aufsteiger gleich wieder im Abstiegskampf. Da braucht ein Trainer Verstärkung. Aber im harten Gerangel um den Klassenerhalt sind doch eher die kernig-robusten Kerle gefragt, deren fußballerische Kunstfertigkeit sich auf Grätschen und Zerstören beschränkt. Möller, das ist bekannt, steht aber für die feine, weiche – manche sagen auch: weinerliche – Art des Fußballspiels. Was also will die Eintracht mit ihm? Mehr Aufmerksamkeit? Zumindest das Ziel hat der Klub erreicht. Und was tut sich Möller da an? Kann er nicht Ruhe geben? Deutschlands Fußballgemeinde hat ihn doch über Jahre hinweg genügend bewundert und verschmäht, geliebt oder gehasst. Ihn in der vorgezogenen Midlife-Crisis zu erleben – wer will das denn?

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