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Sport: Feindliche Energie

Der Konzern EnBW macht als Hauptsponsor des Karlsruher SC so viel Druck, dass der Vorstand Trainer Fanz entlassen muss – und selbst zurücktritt

Berlin - Winfried Schäfer hatte gestern alle Hände voll zu tun. Der ehemalige Trainer der Fußball-Nationalmannschaft Kameruns steuerte seinen Wagen aus seinem Urlaubsort zurück in die badische Heimat. Bloß keine Zeit verlieren, wird sich Schäfer gedacht haben. Der 54 Jahre alte Fußballtrainer ist seit Mittwoch Teil einer „großen Lösung“. Und die hat sich der Konzern Energie Baden-Württemberg (EnBW) ausgedacht. Das Unternehmen ist Hauptsponsor des stark abstiegsgefährdeten Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC und wünscht sich für den Verein eine komplett neue sportliche Führung.

Zu diesem Zwecke wurde am Dienstagabend Trainer Reinhold Fanz entlassen – sieben Tage nach seiner Einstellung. Beschlossen hatte diesen formalen Akt das Präsidium des KSC unter seinem Präsidenten Hubert Raase, abgesegnet wurde er vom Verwaltungsrat und seinem Vorsitzenden Peter Mayer. Doch in Wirklichkeit hat sich der Hauptsponsor, die EnBW, im seit Tagen tobenden Machtkampf um den 50 Jahre alten Trainer Fanz durchgesetzt. Andernfalls hatte der Konzern mit dem Ausstieg gedroht.

Das Energie-Unternehmen zahlt dem mit rund sieben Millionen Euro verschuldeten Verein jährlich rund 800 000 Euro. Die Konzernzentrale von EnBW hatte in Person Detlef Schmidts, dem Vorstand für Marketing und Vertrieb, Reinhold Fanz bereits nach dessen Vorstellung als Trainer „das sportliche und persönliche Format“ abgesprochen, den KSC „nach vorne oder gar in die erste Liga zu führen“. Schmidt fühlte sich von der Verpflichtung Reinhold Fanz’ als Trainer des Karlsruher SC „geradezu brüskiert“. Das Unternehmen hätte erwartet, dass der Verein „den besten Mann holen würde, nicht möglicherweise den besten Freund des Sportdirektors aus alten Tagen“, sagte Schmidt.

Die Pikanterie an dieser Sache: Der heutige EnBW-Konzernchef, Utz Claassen, war bereits 1997 in seiner Zeit als Vereinspräsident von Hannover 96 mit dem damaligen Trainer Fanz aneinander geraten und hatte ihn nach wüsten gegenseitigen Beschimpfungen entlassen. Fanz hatte Claassen damals jeglichen Fußball-Sachverstand abgesprochen.

Der Sportdirektor des KSC heißt Rolf Dohmen, und der hatte seinerzeit zusammen mit Fanz beim KSC gespielt. Selbst Präsident Raase hatte stets davon gesprochen, dass Fanz „menschlich und sportlich der richtige Mann für uns“ ist. Und Peter Mayer, der Chef des Verwaltungsrates beim KSC, hatte klargestellt: „Die Trainerentscheidungen beim KSC trifft das Präsidium.“ Diese Aussagen hatten nur bis Dienstagabend Bestand – bis Reinhold Fanz entlassen wurde. Gestern nun hieß es in einer gemeinsamen Presseerklärung von KSC und EnBW, man habe „die Irritationen“ erörtert und eine „gemeinsame, offensive Vorgehensweise entwickelt“. Fanz ist gefeuert, dafür „bestärkt“ die EnBW ihr Sponsoring-Engagement beim KSC. Der Verlierer ist Fanz. Er prüft nun juristische Schritte. Das dreiköpfige Präsidium des KSC hat inzwischen seinen Rücktritt erklärt.

Winfried Schäfer soll beim KSC ganz oben auf der Wunschliste als Sportdirektor stehen. Seine Zukunft als Nationaltrainer Kameruns ist ungewiss. Als Trainer werden beim KSC Krassimir Balakow und Rainer Ulrich gehandelt. Ulrich war einst Assistent von Schäfer. Unter Schäfer erlebte der KSC seine erfolgreichste Zeit, spielte dreimal im Uefa-Cup, ehe 1998 der Trainer gehen und der KSC absteigen musste.

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