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Aufmachen zum Abgang. Die Zukunft von Felix Magath bei Schalke war am Sonntagnachmittag offen.

© dpa

Felix Magath: Trainer auf Demontage

Schalkes Trainer Magath und der Aufsichtsratsvorsitzende Tönnies haben sich zu einem Gespräch getroffen. Bis auf weiteres wurde Stillschweigen vereinbart, doch es verdichten sich die Hinweise, dass Schalke und Magath sich so schnell wie möglich trennen.

Felix Magath wirkte wie immer gelassen. Ob er in der nächsten Saison noch Trainer des FC Schalke sei, wollte jemand wissen. „Wer denn sonst?“, entgegnete der Trainer, der auch Manager und Sprecher des Vorstands ist, als stellte sich diese Frage gar nicht. Sie stellt sich aber doch. Clemens Tönnies, der Aufsichtsratsvorsitzende des Klubs, hatte Magath für Sonntag zu einem klärenden Gespräch eingeladen – und ihm wenig später eine weitere Einladung zukommen lassen, zu einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrates. Das Kontrollgremium tagt an diesem Montag turnusgemäß, wird am Mittwoch aber nochmals zusammentreten, wie der Verein nach dem „Gespräch unter Männern“ verkündete.

Aus der Vereinsspitze verdichteten sich nach dem Gipfeltreffen die Hinweise, dass Schalke und Magath sich so schnell wie möglich trennen – auch wenn offiziell Stillschweigen verbreitet wurde. Weil Magath nicht nur Trainer ist, sondern auch Vorstandsmitglied, muss der Aufsichtsrat ihn mit einer Frist von drei Tagen zur Anhörung einladen, bevor die Abberufung vereinsrechtlich vorgenommen werden kann. Öffentlich hielten sich beide Seiten deshalb auch am Tag nach dem 2:1 über Eintracht Frankfurt bedeckt, um ihre Position in der zu erwartenden Kampfscheidung nicht zu gefährden. Im Aufsichtsrat werden die Kosten für Magath und seinen Personalstab auf rund 20 Millionen Euro taxiert, wenn der Trainer bis zum Vertragsende 2013 keinen anderen Job findet.

Auch am Sonntag wurde die intern schon lange diskutierte Frage, ob eine weitere Zusammenarbeit zwischen Magath und dem Klub selbst bis zum Saisonende noch sinnvoll sei, durch Indiskretionen aus dem Aufsichtsrat in die Öffentlichkeit getragen. So wird die Situation immer bizarrer. Magath kann zwar immerhin auf den Einzug ins Endspiel des DFB-Pokals und auf das Erreichen des Viertelfinales der Champions League verweisen. Die Gründe für seine Demontage aber liegen viel tiefer. Der 57 Jahre alte Fußballlehrer hatte versucht, auf allen Hierarchie-Ebenen „neue Strukturen zu schaffen“, wie er es nennt. Dafür sei er schließlich unter Vertrag genommen worden.

Magaths Reformwille ging aber weit über das hinaus, was bei einem Traditionsverein wie Schalke 04 sozialverträglich ist. Er baute nicht nur die Mannschaft um, sondern zielte darauf ab, den ganzen Verein in seinem Sinne neu zu ordnen. Magath ging rabiat vor, Mitarbeiter der Geschäftsstelle bescheinigten den Besatzern „ein Demokratieverständnis wie in Nordkorea“ und bezeichneten sich selbst mit einem Augenzwinkern als „Resistance“. Auch in der Klubspitze wuchs der Widerstand, ohne dass sich jemand getraut hätte, öffentlich gegen Magath jene Position zu beziehen, die intern längst Mehrheitsmeinung war. Alle versteckten sich hinter Tönnies, dem Mann, der Magath geholt hatte und es selbst lange kaum wagte, dem Sprecher des Vorstands öffentlich zu widersprechen – bis er plötzlich sagte, der Verein brenne wegen Magath lichterloh. Es war das erste Signal zur Ablösung. Das Gespräch am Sonntag war das nächste.

Schon vor dem Krisentreffen hatten die Vorstandsmitglieder Peter Peters und Horst Heldt bereits ohne Magaths Wissen den Kommunikationsdirektor Rolf Dittrich entlassen – einen engen Vertrauten Magaths. Das Verhältnis zwischen Magath und den anderen Entscheidungsträgern im Verein war damit endgültig zerrüttet. Letztlich aber hat es eine Zusammenarbeit zwischen Magath und Schalke, wenn überhaupt, sowieso nur in Fragmenten gegeben.

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