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Martin Fenin steht erstmals seit vergangenen Oktober wieder im Kader der Lausitzer

© dapd

Fenin vor Comeback: Zurück auf die Fußball-Bühne

Martin Fenin steht erstmals seit sechs Monaten und der Behandlung seiner Depressionen wieder im Kader von Energie Cottbus. Das Spiel gegen Fortuna Düsseldorf am Montag soll sein Neuanfang nach der schwersten Zeit seiner Karriere sein.

Er wirkt gefasst, hat sich vorbereitet. Auf seinen ersten öffentlichen Auftritt nach all den Schlagzeilen, über den Sturz aus einem Cottbuser Hotelzimmer, die Medikamentensucht und die Depressionsschübe. Aber immer wieder wird Martin Fenin eingeholt von der schwersten Zeit seiner Karriere. Dann verschwindet das Lächeln, wird zu einem leeren Blick und der Tscheche kämpft mit den Tränen.

„Ich habe mich selbst krank gemacht“, sagt Fenin den Journalisten, die nach Cottbus gekommen sind, um ihn sprechen zu hören. Über sein Comeback und die schweren Monate zuvor. Mit einer Hirnblutung war der 24-Jährige im Oktober ins Krankenhaus eingeliefert worden. Im Nachhinein zu seinem Glück: Die Ärzte diagnostizierten die Depressions-Erkrankung, die Fenin schon seit Monaten unbemerkt zu schaffen machte, und gaben ihm damit die Chance, sich selbst zu heilen.

Seit Ende Februar trainiert er wieder bei Energie Cottbus, am Montag gegen Fortuna Düsseldorf steht er erstmals in der Rückrunde im Kader und könnte zum ersten Mal seit sechs Monaten spielen. „Ich fühle mich jeden Tag ein wenig besser und mache Schritt für Schritt nach vorn“, sagt Fenin:„Große Ziele setze ich mir nicht. Das kann nur schlimm sein und einen wieder zurückwerfen.“

Es sind kleine Schritte zurück auf die Fußball-Bühne, auf der er einst schon ein gefeierter Mann war. Gerade erst nach Frankfurt gekommen, erzielte der damals 20-Jährige vor vier Jahren in seinem ersten Bundesligaspiel drei Tore gegen Hertha BSC. Das Traumdebüt war perfekt, der Tscheche schien vor einer großen Karriere zu stehen.

Davon ist Fenin heute weit entfernt. Warum, darüber zu reden fällt dem sensiblen Stürmer schwer. „Keiner hat was gemerkt. Ich habe immer gelacht, auch wenn ich nicht glücklich war.“ Das war Fenin schon am Ende seiner Zeit in Frankfurt nicht mehr. Verletzungspech, kaum Anerkennung durch die Eintracht-Trainer und Eskapaden neben dem Platz. In seiner Heimat hatte Fenin durch Schlägereien im Prager Nachtleben und Alkoholexzessen nach Spielen mit der Nationalmannschaft von sich reden gemacht. Der Wechsel in die Lausitz war für Fenin der richtige Schritt zur richtigen Zeit. Die Nähe zur tschechischen Heimat ist ihm wichtig. Dort wird er psychologisch betreut und kann Zuflucht bei seiner Familie suchen.

Trainer Rudi Bommer gibt ihm Vertrauen und Zeit, sich zu erholen. Interviewanfragen an Fenin werden kategorisch abgelehnt. „Ich versuche, einen ganz engen Draht zu ihm zu bekommen“, sagte Bommer der „Frankfurter Rundschau“: „Ich habe ihm gesagt, er kann mich immer anrufen, egal um welche Uhrzeit.“ Gegen seinen Ex-Klub Frankfurt saß Fenin am 4. März als 19. Mann auf der Bank – Unterstützung, die er braucht, um irgendwann wieder der Alte zu werden. „In allem Schlechten ist auch etwas Positives“, sagt Fenin: „Ich sehe das positiv, dass ich diese zweite Chance bekomme.“ Sein Blick verrät, dass er an sich selbst glaubt.

Jan Mies

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