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Sport: Fernando Morientes, Volltreffer

Der bei Real Gescheiterte erfand sich in Monaco neu

Anfang der Saison wurden Fernando Morientes (Foto: AFP) an dieser Stelle mit den Worten vorgestellt: „Morientes ist ein gescheiterter Spieler, ein gefallener Stern… im Trikot von Real Madrid näherte er sich über Jahre jener mythischen Schwelle, die einen überragend begabten Sportler in die absolute Weltklasse führt. Erreichen durfte er sie nie.“ Sechs Monate danach hat Morientes, Stürmer des AS Monaco, diese Schwelle eindrucksvoll überschritten.

Es gibt viele Kriterien, die einen wahren Champion erkennen lassen: die Anzahl seiner Tore, die Sammlung der Titel, die Achtung der Konkurrenten oder die Höhe des Gehalts. Noch bevor der spanische Nationalstürmer zu einem Wechsel nach Monaco genötigt wurde, konnte er in all diesen Kategorien außerordentliche Werte vorweisen. Doch erst in dieser Saison vollbrachte er eine Leistung, die vor allem deswegen uneingeschränkte Anerkennung verdient, weil sie sich der Logik der Zahlen entzieht. Morientes hat in Monaco sich und damit sein vergangenes Selbst besiegt.

Die Resignation der Madrider Bankjahre führte ihn zur erfolgreichen Revolte, die unverdiente Zurückweisung durch den Herzensklub zu einem Leistungssprung im Exil. Diese Diagnose trifft weniger auf seine fußballerischen Qualitäten zu, als vielmehr auf die Art, wie der spielstarke Strafraumstürmer seine Stärken heute zum Einsatz bringt. So lag etwas Neues in der Art, wie Morientes das matchwendende 2:1 im Hinspiel gegen Chelsea erzielte; eine souveräne Bestimmtheit, die ihn jeden einzelnen seiner 25 Meter bis zum Abschluss begleitete, ein Zug der Unbedingtheit, der sämtliche Zuschauer, vor allem aber seine Gegenspieler vor dem wuchtigen Abschluss wissen ließ: Oh Gott, der Mann macht jetzt sein Tor!

Verfügt ein Stürmer über solch eine Aura zweifelsfreier Bestimmung, so ist sie wirkungsvoller als die Tore selbst, denn sie strahlt auf die gesamte Mannschaft aus und verleiht ihr damit ein Gewicht, das große Titel ermöglicht. Diese seltene Attitüde des Champions hat dem AS Monaco über Jahrzehnte gefehlt. Mit einem neu erfundenen Morientes trat sie in das Team. Wer gesehen hat, mit welch beherzter Widerständigkeit Morientes und seine Kollegen den FC Chelsea beim 3:1-Heimsieg dem taktischen Zusammenbruch zuführten, dürfte am Finaleinzug der Monegassen jedenfalls keine Zweifel hegen.

Spätestens mit diesem Erfolg gäbe das grandios defizitäre Fürstenteam dann den idealen Übernahmekandidaten für einen jener russischen Milliardäre ab, die auf den Yachten ihrer steuerfreien Wahlheimat seit Jahren gelangweilt hin und her schaukeln. Ob Champion Morientes dann bereits für Chelsea aufläuft?

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