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Raikkonen

© dpa

Ferrari: Bad in Demut

Ferrari gibt sich nach dem Fiasko beim Saisonauftakt in Australien selbstkritisch. In zwei Wochen in Malaysia soll es einen Neustart geben.

Luca di Montezemolo dürfte sich geärgert haben, dass er sich am Sonntag zu so unchristlicher Stunde in den Fernsehsessel geschleppt hatte. Was der Ferrari-Präsident da um halb sechs live vom anderen Ende der Welt zu sehen bekam, war die Unterbrechung des Schlafs jedenfalls kaum wert. Der starke Mann des Formel-1-Rennstalls musste beim Saisonauftakt in Australien miterleben, wie sowohl Weltmeister Kimi Räikkönen als auch sein Teamkollege Felipe Massa mit ihren Autos wegen Fahrfehlern und technischer Probleme eher um den Kurs rutschten als fuhren. Am Ende schieden beide aus – Räikkönen erhielt als Achter gerade einen WM-Punkt. Di Montezemolo formulierte seinen Gruß in Richtung des Teams daher unmissverständlich: „Heute badet Ferrari in Demut.“

Der Adressat in Melbourne vernahm die Botschaft wohl. „Wir müssen jetzt cool bleiben“‚ sagte der neue Teamchef Stefano Domenicali beschwörend. „Nicht überreagieren, das macht den Unterschied. Unsere Leute werden jetzt sicher viel nachdenken, aber es wird keine Emotionen geben. Alles läuft rational.“ Die Motoren von Kimi Räikkönen und Felipe Massa wurden jedenfalls sofort nach Maranello geschickt, um sie einer ausgiebigen Analyse zu unterziehen und weitere Motorschäden wie in Melbourne auszuschließen. Außerdem müsse man dringend die Leistung im Qualifikationstraining verbessern, die auch abgesehen von Räikkönens Benzinpumpendefekt nicht überragend war. „Denn das Qualifying ist einfach der Schlüssel“, sagt Domenicali. „Wenn man hinten startet, verliert man viel zu viel Zeit.“ Dass sich bei den Roten nach dem „Fest der Fehler“ („Gazzetta dello Sport“) etwas ändern muss, das verlangt auch di Montezemolo: „Ich kann es gar nicht erwarten, am kommenden Sonntag den echten Ferrari zu sehen!“

Die Konkurrenz erwartet ebenfalls einen Neustart der Italiener beim zweiten Rennen Ende der Woche in Malaysia. In Melbourne überließ der Weltmeister den Rivalen quasi kampflos das Feld, so dass McLaren-Mercedes dank Lewis Hamilton einen „Traumstart“ (Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug) feierte, BMW-Sauber sich mit Nick Heidfelds zweitem Platz eine große Portion Selbstbewusstsein holte, Nico Rosberg im Williams nach toller Fahrt ohne die roten Spielverderber erstmals aufs Treppchen und Fernando Alonso seinen Renault gar bis auf den vierten Platz nach vorn steuern konnte. „Aber wir machen uns keine Illusionen, dass dieser Auftritt hier Ferraris wahre Leistungsstärke widerspiegelt“, sagt McLarens Teamchef Ron Dennis. Auch BMW-Teamchef Mario Theissen glaubt, dass „Ferrari dieses Wochenende deutlich unter Wert abgeschnitten hat. Den Gefallen werden sie uns bestimmt nicht nochmal tun.“ Leise Hoffnungen auf weitere Patzer hegt Theissen aber doch: „Und genau dann muss man zur Stelle sein.“

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