zum Hauptinhalt
Glänzende Mitgift. Gleich in seinem ersten Rennen für Ferrari holte Fernando Alonso den Siegerpokal.

© ddp

Ferrari: Fernando Alonso: Der neue Herr im roten Haus

Lange hat Fernando Alonso auf einen Platz bei Ferrari warten müssen, nun will der spanische Ex-Weltmeister dort eine Ära begründen.

Fernando Alonso stand da und blinzelte in seinen Pokal. „Besser kann man so eine Beziehung nicht beginnen“, sagte der Spanier, nachdem er zum Auftakt der Formel-1-Saison in Bahrain sein erstes Rennen im Ferrari gewonnen hatte. Aber er hatte ja auch lange genug auf seinen Traumpartner warten müssen.

Der 28-Jährige gilt als einer der besten, wenn nicht der beste Fahrer im derzeitigen Formel-1-Feld. Dennoch hatte er seinen beiden Titeln 2005 und 2006, die er gegen die Paarung Ferrari-Schumacher errungen hatte, keine weiteren mehr folgen lassen können. Zum Schluss verharrte er quasi in einer Warteposition: Nach seinem kontroversen Abschied von McLaren Ende 2007 musste Alonso zwei schwierige Jahre bei Renault aussitzen, ehe in seinem Traumteam endlich Platz wurde für ihn. Was zu Zeiten eines Jean Todt noch nicht möglich war, weil Alonso es abgelehnt hatte, einen Managementvertrag mit dem früheren Ferrari-Teamchef zu unterschreiben. Später war wegen bestehender Verträge mit Kimi Räikkönen und Felipe Massa kein Platz für ihn bei den Italienern, doch nun wurde mit Hilfe einer großen spanischen Bank als Ferrari-Sponsor Alonsos Wunschehe Wirklichkeit. Und die soll nun zur Traumehe werden: Bei Ferrari will Alonso rund um sich eine Mannschaft aufbauen, mit der er die Formel 1 über längere Zeit beherrschen kann – wie einst Michael Schumacher.

Die Voraussetzungen dafür sind vor dem zweiten Saisonlauf in Australien am Sonntag nicht schlecht. Alonso ist in einem Moment zu den Italienern gekommen, in dem das Team nach der völlig verkorksten Saison 2009 erfolgshungrig ist wie selten zuvor. Schon im vergangenen Sommer schrieb man das alte Auto quasi ab und konzentrierte sich auf die Entwicklung des neuen. Mit entsprechendem Erfolg. Der diesjährige Ferrari ist neben dem Red Bull das derzeit schnellste Auto im Feld, der bekannt gute Weiterentwickler Alonso kann also auf einer sehr guten Basis aufbauen.

Ferrari ist nicht mehr auf Schumacher angewiesen

Durch die Erfolglosigkeit im vergangenen Jahr ist man bei Ferrari offensichtlich auch bereit, den für viel Geld eingekauften zweimaligen Weltmeister als Führungsfigur zu etablieren. Schon allein deshalb, um dem nach seinem Wechsel zu Mercedes doch ziemlich in Ungnade gefallenen alten Helden Schumacher zu zeigen, dass man nicht auf ihn angewiesen ist, um Erfolg zu haben. „Das war der Start in eine neue Ferrari-Ära“, verkündete die „Gazzetta dello Sport“ nach Alonsos Sieg in Bahrain und fügte fast erleichtert an: „Schumacher hat niemand gesehen.“

Auf dem Weg zum neuen Ferrari-Herrscher ist ohnehin Felipe Massa der größere Konkurrent. Alonsos Teamkollege ist fahrerisch stärker als von vielen eingeschätzt und auch bei Ferrari sehr beliebt, besonders jetzt bei seinem Comeback nach dem schweren Unfall im Vorjahr in Budapest 2009. Doch zumindest politisch dürfte der Brasilianer dem Spanier auf Dauer kaum gewachsen sein. Alonso wird dank seiner Mischung aus Ehrgeiz und Egoismus, die alle großen Champions auszeichnete, garantiert einen Weg finden, sich durchzusetzen. Er wird sehr bald schon klarmachen, wer der Herr im roten Haus ist.

Wie man so etwas macht, das führte er gleich in Bahrain nach seinem Sieg vor, den er nicht nur lapidar dem Team, sondern dezidiert dem Ferrari-Chef Luca di Montezemolo, andererseits aber auch seinen „extrem hart arbeitenden Mechanikern“ widmete. So schafft man sich Sympathien ganz oben und ganz unten. Und dass Alonso immer wieder erzählt, wie besonders Ferrari doch sei, wie viel wohler er sich fühle als in allen seinen bisherigen Teams, wie viel menschlicher man dort doch miteinander umginge und dass er dort seine Karriere beenden wolle, kommt natürlich auch sehr gut an. Ebenso, dass er seinen Wohnsitz in der Schweiz aus der Nähe des Genfer Sees ins Tessin verlegt hat, um näher an Italien zu sein.

Fernando Alonsos einnehmender Charme scheint im Übrigen nicht nur die Menschen bei Ferrari zu becircen. Während er am Donnerstag seine Interviewrunden in Melbourne gab, blieb die etwas anfällig konstruierte große Ferrari-Plakatwerbewand hinter ihm noch stehen. Bei Felipe Massa stürzte sie dann ein, der kleine Brasilianer musste sich erst mal wieder darunter hervorwühlen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false