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Formel 1 - GP Valencia - Motorschaden bei Kimi Raikkönen

© dpa

Ferrari: Nummer zwei fährt voraus

Felipe Massa hat Kimi Räikkönen im Kampf um die Vorherrschaft bei Ferrari abgehängt.

Die weißen Rauchzeichen aus dem Wagen mit der Nummer eins des Weltmeisters hatten durchaus symbolischen Charakter. Als Kimi Räikkönen in der 46. Runde des Formel-1-Rennens in Valencia liegen blieb, kündigte sein qualmender Motor von einer bevorstehenden Wachablösung in den Hallen des Motorsportheiligtums. Der Champion liegt im Rennen um die Titelverteidigung bereits 13 Punkte hinter dem WM-Führenden Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes zurück. Mehr noch: Auch im eigenen Haus Ferrari ist er kurz davor, die Regentschaft abtreten zu müssen. Nach seinem Sieg in Valencia hat Felipe Massa nun sieben WM-Punkte Vorsprung auf seinen Teamkollegen.

Nicht nur der offizielle Ferrari-Berater verfasste daher ein eher unzureichend verklausuliertes Empfehlungsschreiben, im WM-Kampf künftig verstärkt auf den Wagen mit der Nummer zwei zu setzen. „Felipe hat eine einzigartige Leistung gebracht“, sagte Michael Schumacher nach dem Rennen in Spanien, das er vom Kommandostand aus mitverfolgt hatte. „Er hat schon in Ungarn ein hervorragendes Rennen abgeliefert und das hier mit einer unglaublichen Brillanz fortgeführt.“

Tollpatschiger Knuddelbär war gestern

Tatsächlich erscheint der Brasilianer derzeit als der Erfolg versprechendere Kandidat der Roten. Auch er selbst gibt sich in dieser Angelegenheit mittlerweile betont zweideutig. „Ich weiß nicht, ob ich jetzt die Nummer eins bei Ferrari bin“, sagt der 26-Jährige verschmitzt. Doch er weiß, dass Trend und Zahlen für ihn sprechen. Nach einer missgeschickbeladenen Saison in Räikkönens Schatten hat der einst als tollpatschiger Knuddelbär verschrieene Massa inzwischen offensichtlich endlich die mentale Stärke seines großen Vorbilds Michael Schumacher erreicht, um im Titelkampf bestehen zu können.

Schon seit Saisonbeginn ist Massa konstant schneller als sein finnischer Konkurrent. Massas vier Saisonsiegen stehen lediglich zwei Räikkönens gegenüber – und beim vorangegangenen Rennen in Budapest wurde Massa nur durch einen Motorschaden um einen weiteren Erfolg gebracht. In Valencia erwischte es Räikkönen, aber auch ohne die weißen Wölkchen hätte er wieder einmal deutlich das Nachsehen im internen Duell gehabt.

Räikkönen wirkt desinteressiert bis demotiviert

„Massa ist es gelungen, die Nummer-eins-Position bei Ferrari zu übernehmen“, sagt auch der ehemalige Formel-1-Fahrer Christian Danner. Räikkönen dagegen müsse „jetzt langsam einen Gang hoch schalten, ansonsten frisst ihn die Formel 1 schnell auf“. Während Kimi Räikkönen auf Beobachter desinteressiert bis demotiviert wirkt und bereits laut über sein baldiges Karriereende spekuliert wird, präsentiert sich Felipe Massa in diesem Jahr nicht nur hoch motiviert, sondern auch ohne größere Aussetzer.

Ein weiterer Denkanstoß für Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali kommt vom großen Rivalen. „Im Titelkampf zählt jeder Punkt“, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. „Ich weiß wie es ist, die WM am Ende mit einem Punkt zu verlieren.“ In der letzten Saison waren die gleichberechtigten McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Fernando Alonso beide noch von Räikkönen abgefangen worden.

Inzwischen kann McLaren-Mercedes trotz des Verbots der Stallorder mehr oder weniger ungeniert auf Hamilton setzen – Teamkollege Heikki Kovalainen liegt in der WM-Wertung zu weit zurück. Angesichts dieser Entwicklungen dürfte auch die Ferrarispitze zumindest darüber nachdenken, im WM-Kampf künftig Prioritäten zu setzen. Bei dem Auto, das in Valencia keine weißen Wolken funkte – dem Auto mit der Nummer zwei.

Christian Hönicke[Valenica]

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