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Sport: Festlich verloren

SCC-Volleyballer imponieren in der Champions League trotz 2:3 gegen Tours

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin – Als Marko Liefke am Mittwochmorgen aus dem Bett stieg, spürte er sofort, dass etwas anders war als sonst. „Die Schulter tat überhaupt nicht mehr weh“, registrierte er freudig-verwundert. Seit Wochen plagte sich der Diagonalangreifer des SC Charlottenburg mit diesen für Volleyballer fast typischen Beschwerden. Liefke ahnte vage, woran seine plötzliche Gesundung liegen könnte: Am Abend stand für den SCC der Auftakt zur diesjährigen Champions League auf dem Programm, und die Aussicht, sich mit Europas Größten zu messen, scheint irgendwie auch eine heilsame Wirkung zu haben. Gegen Frankreichs Meister Tours VB gab es für Liefke und Co. zwar die erwartete Niederlage, aber die fiel mit 2:3 (25:19, 25:23, 15:25, 18:25, 11:15) geradezu human und eher Hoffnung gebend aus. „Wir haben zwei Sätze mehr gewonnen, als ich vorher gedacht habe“, scherzte Liefke nachher.

Der SCC scheiterte letztlich, weil nach einer 2:0-Satzführung und bei 10:7 im dritten Durchgang „die Konstanz nicht ausgereicht hat, um dem stärker werdenden Druck des Gegners standzuhalten“, wie Götz Moser, der in der Sömmeringhalle zuschauende Vizepräsident des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV), treffend beobachtet hatte.

Dass die Franzosen noch rechtzeitig die Kurve kriegten, verdankten sie auch ihrer stärker besetzten Auswechselbank. „Die haben nicht nur die sechs Leute, die auf dem Feld stehen, sondern da sind noch welche draußen, die bei Bedarf den Druck erhöhen können“, sagte SCC-Manager Kaweh Niroomand. Und Liefke bestätigte: „Bei uns fehlt es ein bisschen in der Breite.“ Neuzugang Caslav Perosevic braucht noch etliche Trainingseinheiten, um die Bindung zum Team zu finden und Konditionsrückstände abzubauen. Der Kubaner Gil Ferrer Cutino besitzt von seiner ungezwungenen Art her das Zeug, Publikumsliebling zu werden, war aber zu lange verletzt, um schon jetzt in Notsituationen rettend einzugreifen. Eichbaum, Fischer und Rieke gelten als talentiert, sind aber im hochrangigsten Europapokalwettbewerb eher Lehrlinge.

Dagegen besitzt Tours VB, vorige Saison Dritter in der Champions League, die Abgeklärtheit, um auch mal einen 0:2Rückstand wegzustecken. Marko Liefke machte diese Tatsache besonders an der Nummer zwei des Gegners, Hubert Henno, fest: „Der Libero von denen, der guckt sich zwei Sätze lang die Sache an, dann weiß er genau, wo die Bälle hinkommen und wehrt sie ab.“ Trotz der Niederlage: Ein bisschen fühlte sich der SCC nach dem Spiel gegen Tours auch wie ein Sieger. Marko Liefke registrierte: „Unsere Heimspiele in der Champions League sollen Volleyball-Feste werden, das ist uns diesmal ganz gut gelungen.“ Mindestens drei solcher Volleyball-Festtage in Berlin folgen noch, der nächste am 24. November gegen Sisley Treviso, Italiens Primus in Sachen Vereinsvolleyball.

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