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Sport: Fiesta und Angst in Istanbul

Fenerbahce und Besiktas gegen deutsche Teams

Der Frankfurter Benjamin Huggel dürfte nicht traurig darüber sein, das er wegen einer Gelbsperre nicht mit zum UefaCup-Spiel bei Fenerbahce Istanbul reisen konnte. „An Istanbul habe ich nur schlechte Erinnerungen“, hat Huggel unlängst gesagt. Im vergangenen Jahr spielten sich in Fenerbahces Stadion die unwürdigen Prügeleien zwischen türkischen und schweizerischen Nationalspielern ab. Benjamin Huggel war damals eine der Hauptpersonen. Er wird heute fehlen, sein Schweizer Vereinskollege Christoph Spycher hingegen wird dabei sein, so wie auch im vergangenen Jahr.

Wenn die Eintracht heute (20.45 Uhr, live im DSF) im Stadion Sükrü Saracoglu am asiatischen Ufer von Istanbul aufläuft, wird eine Atmosphäre herrschen, die jede Gastmannschaft einschüchtern kann. Diesmal soll es allerdings keine Schlägerei geben, sondern eine „Fiesta“, wie Fenerbahces brasilianischer Star Alex verspricht. Im kommenden Jahr feiert Fenerbahce das hundertjährige Vereinsjubiläum – da ist ein Sieg über Frankfurt und der Einzug ins Achtelfinale Pflicht, findet der brasilianische Trainer Zico. Doch wie bei vielen türkischen Spitzenmannschaften klaffen bei Fenerbahce vollmundiger Anspruch und raue Wirklichkeit oft weit auseinander.

Nach dem letzten Ligaspiel der Hinrunde am Wochenende steht Fenerbahce mit sieben Punkten Vorsprung an der Spitze der Tabelle. Dennoch hat das Team der jüngeren Vergangenheit nicht so recht überzeugen können. Die Mannschaft gilt als kapriziös, was unter anderem auch dem damaligen Trainer Christoph Daum in der letzten Saison das Leben schwer machte: Fenerbahce verspielte nacheinander Pokalsieg und die bereits sicher geglaubte Meisterschaft und stand am Ende mit leeren Händen da. Daum musste gehen. Aber auch ohne ihn läuft bei den Fenerbahce-Stars hin und wieder etwas schief. Torwart Volkan etwa schenkte kürzlich im Länderspiel gegen Italien dem Gegner ein Tor, indem er einen Abschlag vermasselte.

Den Sprung in die erste Reihe des europäischen Fußballs hat Fenerbahce Istanbul allerdings noch nicht geschafft. Der Klub ist zwar der wohlhabendste der großen Istanbuler Vereine, doch das Geld reicht trotzdem nicht für Spitzenspieler. Was nicht heißt, dass Fenerbahce keine Talente besitzt: Jungstar Tuncay etwa wird eine große internationale Zukunft vorausgesagt.

Steht Fenerbahce zumindest finanziell in der Hackordnung der Istanbuler Fußballklubs an der Spitze, ist Leverkusens Gegner Besiktas so etwas wie ein Verein der armen Leute. Die Adler, wie die Spieler von den Fans genannt werden, errangen in der letzten Saison zwar den Pokal, doch in der Süperlig hatten sie in den vergangenen Jahren keine Chance auf den Titelgewinn. Das soll nun endlich anders werden, unter anderem mit der Hilfe des Brasilianers Ricardinho. „Wir werden Leverkusen besiegen“, verkündete der Mittelfeldspieler vor dem Spiel am Donnerstag in der Gruppe B.

Auch Besiktas geht gestärkt durch einen Sieg im letzten Hinrundenspiel in die Begegnung gegen Leverkusen, in der Tabelle liegt der Verein mit acht Punkten Rückstand auf Fenerbahce auf Platz drei. Verletzungen und Sperren machen Trainer Jean Tigana vor dem Leverkusener Spiel allerdings Sorgen. „Ich weiß nicht, welche Mannschaft ich aufstellen werde“, sagte der Franzose. Zudem müsse man vor Leverkusen Respekt haben, warnte Tigana seine Spieler. Der Macho-Geist der türkischen Presse hat für solch vorsichtige Abwägungen nichts übrig. „Hürriyet“ ist sich sicher: „Tigana hat Angst.“

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