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Fifa: Blatter beruft Boateng in Taskforce

Nach seinem starken Auftritt vor den Vereinten Nationen hat Kevin- Prince Boateng auch mit FIFA-Präsident Joseph Blatter über Rassismus gesprochen. Dem Weltverbandschef kam das Thema nicht ungelegen, er berief den Milan-Star in eine neue Taskforce.

Nach der Kritik an seiner aufgeweichten Reform kam Joseph Blatter der Besuch von Rassismus-Vorkämpfer Kevin-Prince Boateng gerade recht. Zielsicher strahlte der Fifa-Boss an der Seite des ghanaischen Stars in die Kameras, nahm ein AC-Mailand-Trikot in Empfang und begrüßte auch Boatengs Model-Freundin Melissa Satta mit einem Lächeln in der noblen Züricher Zentrale. Gekonnt nutzte Blatter das heikle Thema und stellte Boateng als erstes Mitglied der neuen Anti-Diskriminierungs-Taskforce des Weltverbands vor.

„Die Fifa braucht starke Persönlichkeiten wie @KPBofficial (Kevin-Prince Boateng), die Erfahrung und Glaubwürdigkeit mit sich bringen“, twitterte der Schweizer Fußball-Funktionär. Der Weltverband hatte die Einrichtung einer Taskforce vergangenen Monat angekündigt, Vorsitzender soll FIFA-Vizepräsident Jeffrey Webb von den Kayman-Inseln werden.

Boateng hatte im Januar nach rassistischen Beleidigungen durch Fans während eines Testspiels den Platz verlassen und forderte nun, dass auch Akteure selbst für rassistische Ausfälle gesperrt werden sollen. „Ein Spieler, der etwas Falsches macht, der ein Rassist ist, kann nie wieder für einen Klub oder sein Land spielen“, zitierte „bbc.co.uk“ den 26-Jährigen.

Es wird erwartet, dass in dem Gremium neue Sanktionen und ein Erziehungsprogramm entwickelt werden. „Leere Stadien oder stattliche Geldstrafen sind unzureichend. Sanktionen müssen heftig sein, Punktabzüge oder Disqualifikation“, meinte Blatter. Vergessen war für einige Stunden der Ärger um die wenig ermutigenden Ergebnisse nach der Sitzung des Exekutivkomitees tags zuvor. Das Gremium hatte unter anderem eine mögliche Begrenzung der Amtszeit des Präsidenten sowie des Alters für die Mitglieder der Exekutive ohne Empfehlung an den Kongress delegiert.

Bei seinem wortgewaltigen Auftritt vor den Vereinten Nationen hatte Boateng am Donnerstag in Genf einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Das große Problem mit dem Rassismus ist, dass es keinen Impfstoff gibt, um dagegen anzukämpfen“, formulierte der gebürtige Berliner im Nadelstreifenanzug. Rassismus sei wie Malaria, „äußerst gefährlich und infektiös, verstärkt durch unsere Gleichgültigkeit und Unbeweglichkeit.“ Er verschwinde nicht von selbst, man müsse gegen ihn kämpfen. „Wir können nicht zulassen, dass sich der Rassismus vor unseren Augen weiter ausbreitet.“ Spätestens durch seinen sicheren Gang über das diplomatische Parkett als Anti-Rassismus-Kämpfer hat Boateng den Transfer seines Rufs erfolgreich abgeschlossen. „Ich hoffe, dass ich ein Vorbild bin“, sagte er nach dem Treffen mit Blatter. Die öffentliche Ächtung als vermeintlicher Bösewicht nach dem Foul gegen Michael Ballack vor der WM 2010 scheint passé. „Mit seiner modernen und emotionalen Ansprache ist Kevin-Prince Boateng auch offiziell das Symbol für den Kampf gegen den Rassismus geworden“, kommentierte die italienische Zeitung „La Repubblica“ (Freitag). (dpa)

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