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Sport: Fifa: Bloß nicht gegenseitig zerfleischen

Der angeschlagene Sepp Blatter geht in die Offensive. "Man hat mir gegenüber nie von Misstrauen geredet.

Der angeschlagene Sepp Blatter geht in die Offensive. "Man hat mir gegenüber nie von Misstrauen geredet. Ich gehe davon aus, dass ich den Fifa-Kongress in Buenos Aires leiten werde", sagte der Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa nach der fünfstündigen Exekutivsitzung in Zürich. Der Fifa-Boss versuchte zugleich das angespannte Verhältnis zur Europäischen Fußball-Union (Uefa) und deren Präsident Lennart Johansson zu relativieren. "Wenn wir schon keine Freunde sind, dann müssen wir zumindest Kameraden sein. Wir dürfen uns nicht gegenseitig zerfleischen."

Der Druck auf Blatter, der seit seinem Amtsantritt 1998 mit Bestechung, Schwarzgeldern und Geldwäsche in Verbindung gebracht wurde, war gewachsen, nachdem ihm der Schwede Johansson zwei Tage vor der Fifa-Exekutive 25 brisante Fragen zu diversen Ungereimtheiten und Gerüchten zugestellt und um Stellungnahme gebeten hatte. In Insiderkreisen wurde sogar mit einem Misstrauensvotum beim Kongress in Argentinien (6./7. Juli) spekuliert.

Johansson selbst war am Mittwoch verhindert, angeblich durch eine geschickte Verlegung des Exekutiv-Termins durch Blatter, um die direkte Konfrontation mit dem Schweden zu vermeiden. Der Uefa-Chef ließ sich durch seinen Generalsekretär Gerhard Aigner vertreten. "Es ist unüblich, dass sich der Präsident des Weltverbandes mit Fragen beschäftigt, deren Hälfte sich beantwortet hätten, wenn der Fragesteller die Unterlagen gelesen hätte, die ihm zugegangen sind", formulierte Blatter als Spitze gegen seinen Kontrahenten Johansson, gegen den er die Präsidentenwahl vor drei Jahren nach einer umstrittenen Blatter-Kampagne verloren hatte. Die Uefa will die Antworten prüfen und erst anschließend die weitere Vorgehensweise beraten. Blatter selbst schlug vor, sich möglicherweise in Kürze mit seinem Kontrahenten zu treffen, um persönlich noch ausstehende Fragen unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu beantworten.

Eines der brisantesten Themen war in Zürich die Pleite der Sportmarketingagentur ISL. Wie Blatter bekanntgab, hat die Fifa durch den Konkurs einen Verlust von 65 Millionen Mark erlitten. Die roten Zahlen sollen jedoch bis 2002 durch eine "schwarze Null" ersetzt werden, sagte Blatter optimistisch. Voraussichtlich am 4. Juli steigt die Versammlung der ISL-Gläubiger. 500 Gläubiger haben sich bereits angemeldet und schöpfen Hoffnung, eine Entschädigung aus den Marketingrechten der Fifa zu ziehen. Doch die Fifa winkt ab, denn die ISL habe nur die Lizenz erworben, nicht die Rechte.

In Zukunft will die Fifa ihre Vermarktung in eigene Hände nehmen, obwohl Angebote einiger kompetenter Agenturen vorgelegen haben. Blatter: "Unsere Finanzen sind gesund, wir machen das allein. "Vier potente Sponsoren habe die Fifa durch ihre neu gegründete Marketing AG für die beiden kommenden Weltmeisterschaften 2002 in Südkorea und Japan sowie 2006 in Deutschland bereits an Land gezogen. Gleichzeitig setzte der gewiefte Blatter die deutschen Organisatoren indirekt unter Druck, indem er feststellte: "2006 wird die Fifa aus den Vermarktungsrechten 276 Millionen Mark verdienen."

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