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Fifa-Präsident Gianni Infantino weist jede Kritik an der Neubesetzung der Ethik-Kommission zurück.

© Hamad I Mohammed/Reuters

Fifa-Kongress: Fußball-Weltverband entmachtet eigene Kontrolleure

Die Absetzung der Fifa-Ethikhüter war umstritten, die Begründung fragwürdig. Doch dann stimmte auf dem Kongress der Fifa niemand gegen die Nachfolger.

Von Johannes Nedo

Die Fifa hat sich nun auch offiziell der erfolgreich arbeitenden Ethikhüter und Ermittler entledigt. Beim Kongress des Fußball-Weltverbands am Donnerstag in Bahrains Hauptstadt Manama votierten die Delegierten mit großer Mehrheit von 97 Prozent für die Nachfolger des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert und des Schweizer Chefermittlers Cornel Borbely.

Konsequente Ermittler

Beide waren zuvor vom höchsten Verbandsgremium, dem Fifa-Rat, nicht zur Wiederwahl vorgeschlagen worden. Dabei hatten Eckert und Borbely sich bereit erklärt, ihre Arbeit fortzusetzen, und waren sogar nach Manama gereist. Vor Ort erfuhren sie dann jedoch über die Medien von ihrer Absetzung und kritisierten diese deutlich. Neue Chefermittlerin ist nun die Kolumbianerin Maria Claudia Rojas. Eckerts Nachfolger als Vorsitzender der rechtsprechenden Kammer ist der frühere Präsident des Europäischen Gerichtshofs, der Grieche Vassilios Skouris.

Offiziell begründete Fifa-Präsident Gianni Infantino die Absetzung Eckerts und Borbelys sowie die zahlreichen Änderungen in den Gremien damit, dass „alle Regionen“ in den Kommissionen vertreten sein sollen. Allerdings kommen sowohl Eckert als auch Skouris aus Europa.

Borbely und Eckert waren als Chefs der Ethikkommission seit 2015 sehr rigoros und konsequent gegen Korruption innerhalb der Fifa vorgegangen. Dabei schreckten sie auch vor prominenten Namen wie dem ehemaligen Fifa-Chef Joseph Blatter sowie dem früheren Präsidenten des Europäischen Kontinentalverbands (Uefa), Michel Platini, nicht zurück. Blatter und Platini wurden wegen Korruption für mehrere Jahre im Fußball gesperrt. Außerdem verurteilte die rechtsprechende Kammer mehr als 70 Funktionäre.

Noch hunderte Fälle, darunter die Ermittlungen wegen des Skandals um die Vergabe der WM 2006 an Deutschland, sind laut Borbely unbearbeitet. Er befürchtet, dass sich die Aufklärung nach ihrer Absetzung nun extrem verzögern wird. Die neue Chefermittlerin Rojas kündigte jedoch an, alle offenen Fälle ihrer Vorgänger anzugehen. „Diese Arbeit muss man zu Ende führen“, sagte sie.

DFB enthält sich

Der Präsident des Deutschen Fußball-Bunds (DFB), Reinhard Grindel, der in Bahrain als neues Mitglied zum ersten Mal an einer Sitzung des Fifa-Rats am Dienstag teilgenommen hatte, sagte, er habe sich einen „transparenteren“ Prozess für die Personalauswahl der Kommissionen gewünscht. Die Vorschlagslisten habe er „erst im Moment der Entscheidung im Rat gesehen. Das ist sicherlich nicht das, wie wir in Zukunft solche sensiblen Entscheidungen durchführen sollten“, sagte Grindel. Bei der Wahl der Ethiker im Kongress enthielt sich der DFB, im Rat hatte Grindel dem Vorschlag für die neue Besetzung aber zugestimmt. „Es wäre unfair gewesen und nicht respektvoll, sie jetzt abzulehnen, nur weil man dagegen war, hier eine personelle Veränderung vorzunehmen“, sagte er.

Fifa-Chef Infantino konterte, er sei „überrascht“ über Grindels Aussagen. Zur Kritik an der Absetzung der Ethikhüter sagte der Schweizer: „Wir sollten da kein Drama draus machen. Es ist ein Sturm im Wasserglas.“ (mit dpa)

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