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Wem vergeht das Lachen? Ali Bin al Hussein (l.) und Joseph Blatter.

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Update

Fifa-Präsidentenwahl: Al-Hussein gegen Blatter: Der Prinz will den König stürzen

Die Gegner von Joseph Blatter formieren sich. Der jordanische Prinz Al-Hussein tritt bei der Wahl zur Fifa-Präsidentschaft gegen den Schweizer an. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach äußerte sich bereits positiv. Die Chancen sind allerdings gering.

Er ist jung und jung geblieben – außerdem stets gut gekleidet und gelaunt. Ob seine Absichten so edel sind wie sein Outfit, wird sich bald zeigen. Auf jeden Fall hat sich der Prinz von Jordanien am Dienstag zum Kronprinzen des Fußballs erkoren. Mit einem frischen Gesicht und arabischem Geld will Prinz Ali bin Al-Hussein den 78 Jahre alten Dauerpräsidenten Joseph Blatter ablösen, der in seinem Amt ergraut und erstarrt ist. „Die Botschaft, die ich immer wieder hörte, war: Es ist Zeit für einen Wandel“, teilte Al-Hussein per Twitter mit. „Der Weltfußball verdient eine Weltklasse-Fußball-Regierung. Einen internationalen Verband, der sich als Serviceunternehmen versteht und ein Beispiel für Ethik, Transparenz und gute Regierung ist.“ Al-Hussein ist nach dem Franzosen Jérôme Champagne der zweite Herausforderer von Blatter für die Wahl am 29. Mai.

Trotz seiner erst 39 Jahre Lebenserfahrung ist Al-Hussein politisch und – was in der verzweigten Welt der Funktionäre noch wichtiger ist – sportpolitisch gut vernetzt. Er ist Bruder des Königs von Jordanien und von Prinzessin Haya, der (durchaus umstrittenen) ehemaligen Chefin der Welt-Reitervereinigung. In der Fifa ist er seit 2011 Vizepräsident für den immer mächtiger werdenden asiatischen Verband – und er ist das jüngste Mitglied des mächtigen Exekutivkomitees, das immer wieder durch nicht aufgeklärte Korruptionsskandale und umstrittene WM-Vergaben erschüttert wird.

Wenn man sich mit Al-Hussein trifft, zeigt er sich verständnisvoll und offen im Gespräch. Selbst bei Interviews, wie es etwa der Tagesspiegel vor gut zwei Jahren mit ihm in Berlin führte, gab er sich durchaus aufgeschlossen, nicht nur fußballpolitische Phrasen von Fairness und dem verbindenden Band des Fußballs abzusondern, in die Blatter inzwischen seine von ihm geschaffene Welt eingetaucht – und eigentlich schon ertränkt – hat.

Reformbereit zeigte sich Al-Hussein schon im Sommer 2012 beim Treffen in einem feinen Berliner Café. „Ich würde mir mehr Mitstreiter mit verschiedenen Hintergründen wünschen“, sagte er mit Blick auf den betagten Fifa-Kreis. Und er stellte eine naheliegende Frage öffentlich, was im verschwiegenen Zirkel, der in der Fifa-Luxuszentrale über den Dächern von Zürich nicht naheliegend ist: „Warum sitzt kein Vertreter der Fußballmanager unter uns, weshalb kein Vertreter der Spieler, kein Vertreter der Schiedsrichter? Sie alle machen doch den Fußball aus, und sie hätten sicher neue Ideen.“

DFB-Chef Niersbach reagiert positiv auf die Kandidatur

Geradezu revolutionär klang seine Analyse, die wohl auch jeder Fußballfan zumindest in Europa unterschreiben würde: „Es gibt eine Kluft zwischen Menschen, die Fußball spielen und lieben, und denen, die Fußball verkaufen.“ Seinen Anspruch formulierte er wie folgt: „Wir müssen das System Fifa reformieren. Der Kampf gegen Korruption muss ehrlich geführt werden und effektiv sein.“ Das will der Jordanier nun selbst in die Hand nehmen. Vehement hat er sich für die Veröffentlichung des sogenannten Garcia-Reports in der Korruptionsaffäre um die WM-Vergaben nach Katar und Russland starkgemacht. Sicherlich nicht ganz ohne Eigennutz.

Einen wichtigen Mitstreiter hat er in dem Uefa-Präsidenten Michel Platini gefunden, der selbst nicht antritt, sich aber „erfreut“ über die Kandidatur zeigte. „Ich kenne Prinz Ali sehr gut“, sagte der Franzose. „Er hat die nötige Glaubwürdigkeit, um ein hohes Amt zu bekleiden.“ Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB), der sich seit längerem gegen Blatter positioniert hat, zeigte sich aufgeschlossen. Eine direkte Unterstützung ließ DFB-Präsident Wolfgang Niersbach offen, sagte aber: „Ich habe sehr viel Positives über ihn gehört. Er wird als starke Persönlichkeit beschrieben.“

Die Frage ist nur: Ist Prinz Ali stark genug, um Blatter vom Thron zu stoßen? Die Chancen stehen dem Vernehmen nach eher mäßig. Der bestens vernetzte Schweizer hat einen Großteil der 209 stimmberechtigten Verbände, insbesondere aus Afrika und Asien, hinter sich. Und ein junger Kronprinz aus der arabischen Welt hat ihn schon mal herausgefordert – bis Mohamed bin Hammam ganz fifa-typisch fiel. Natürlich über Korruption. (mit dpa)

- Robert Ide hat für den Tagesspiegel vor gut zwei Jahren ein Interview mit Ali bin Al-Hussein geführt, Sie lesen es hier.

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