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Schluss mit lustig! Platini (li.) und Ballter.

© Reuters/Sprich

Fifa-Skandal: Blatter und Platini vor dem Aus

Joseph Blatter und Michel Platini dürften kaum mehr in ihre Ämter zurückkehren – die Fifa stellt sich auf eine Zukunft ohne sie ein.

Als Joseph Blatter am Dienstag erfuhr, dass eine lebenslange Sperre gegen ihn gefordert wird, saß er mit seinem Berater zusammen. So berichtet es jedenfalls Klaus Stöhlker tags darauf. Sein Mandant habe überrascht reagiert, dann aber gesagt: „In der Schweizer Rechtsprechung gibt es keine lebenslangen Strafen für Über-80-Jährige. Ich werde im März 80, also betrifft es mich nicht.“

Nun sitzt die Ethikkommission der Fifa zwar ebenfalls in der Schweiz. Aber die Moralhüter fühlen sich nur dem Ethikcode des Fußball-Weltverbandes verpflichtet, den Funktionäre einzuhalten haben. Weil Blatter und Michel Platini dagegen verstoßen haben sollen, fordern die Ethik-Ermittler lebenslange Sperren für die beiden bislang wichtigsten Männer des Weltfußballs. Bisher waren der Fifa- und der Uefa-Präsident nur für 90 Tage suspendiert. Doch selbst wenn die Ethik-Richter keine Beweise für Korruption erkennen, nur für Interessenskonflikte und Urkundenfälschung, drohen zehn Jahre Sperre. Bereits das wäre das endgültige Aus für beide. Platini könnte nicht mehr bei der Fifa-Wahl im Februar kandidieren und würde 2025 als dann 70-Jähriger kaum noch einmal dem europäischen Verband vorsitzen.

Auch Blatter würde mit 90 Jahren kaum ins Fifa-Büro zurückkehren. Zumal er am Mittwoch in einem Schweizer Fernseh-Interview erzählte, nach einem Check im Krankenhaus dem Tode nahe gewesen zu sein. „Ich war zwischen den Engeln, die gesungen haben, und dem Teufel, der das Feuer anzündet.“ Die gesundheitlichen Probleme seien dem Druck geschuldet. Dabei ist Blatter der Ansicht, die Ethikkommission könne ihn als gewählten Präsidenten gar nicht sperren. Insidern gilt diese Begründung als absurd, der Ethikcode gilt ohne Ausnahme für alle Offiziellen und Spieler.

Blatters und Platinis 90-Tage-Sperre noch mal um 45 Tage zu verlängern, ist nur eine Notlösung

Die beiden Kammern der Ethikkommission arbeiten mit Hochdruck daran, dass noch in diesem Jahr ein endgültiges Urteil fällt. Blatters und Platinis 90-Tage-Sperre noch mal um 45 Tage zu verlängern, ist nur eine Notlösung. Aber das Urteil muss gut begründet sein, denn sowohl Blatter als auch Platini dürften in Berufung gehen, bis hin vor den Sportgerichtshof Cas. Beide bezeichnen die zwei Millionen Franken, die Blatter Platini 2011 zahlte, als verspätetes Beraterhonorar, allerdings ohne Vertrag. Ohne schriftliche Beweise wird es schwer nachzuweisen, dass Blatter Platini dafür bestochen hat, dass er ihm Wahlkampfhilfe leistete. Doch da beide offen von einem mündlichen Vertrag sprechen, geben sie quasi zu, dass sie Fifa-Geld veruntreut haben. Denn das Geld tauchte nie in den Bilanzen auf und der Anspruch auf das Honorar war bereits verjährt. Das dürfte für fünf bis zehn Jahre Sperre reichen. Bisher haben beide Beschuldigte und ihre Anwälte in der Sache offenbar herzlich wenig zu ihrer Verteidigung vorbringen können.

Und so ordnet sich die Fifa bereits für die Zeit nach ihnen. Wenn Platini weder Wahlkampf betreiben noch antreten darf, gilt Salman al Khalifa als Favorit. Der Scheich aus Bahrain wird von Ahmad al Sabah unterstützt, einem mächtigen Strippenzieher aus Kuwait. Beide Scheichs halten sich im Hintergrund, aber gelten als Reformgegner. Gianni Infantino, der Ersatzkandidat der Europäer, könnte es eher darauf abgesehen haben, vom Uefa- zum Fifa-Generalsekretär zu werden. Ob er Reformen unterstützt? Das Exekutivkomitee trifft sich jedenfalls kommende Woche Mittwoch und Donnerstag in Zürich, ohne Chef Blatter und Vize Platini, aber mit Wolfgang Niersbach, dem zurückgetretenen DFB-Präsidenten.

Der Fifa-Vorstand befindet dann über die Vorschläge der Reformkommission: ein Alterslimit von 74 Jahren, eine Amtszeit-Begrenzung auf zwölf Jahre und die Veröffentlichung der Gehälter. Klingt alles auch nicht gerade nach idealen Bedingungen für eine Rückkehr von Blatter und Platini.

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