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Acht Jahre gesperrt: Blatter gab direkt nach dem Urteil eine Pressekonferenz im alten Fifa-Hauptquartier am Sonnenberg in Zürich.

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Update

Fifa sperrt Sepp Blatter und Michel Platini: Blatter will kämpfen: "I'll be back"

Es ist das Aus für Joseph Blatter und Michel Platini: Beide Fifa-Funktionäre wurden durch die Ethikkommission für je acht Jahre gesperrt. Blatter gibt sich kämpferisch und will Berufung einlegen.

Der Schweizer Akzent wirkt im Englischen ähnlich hart wie der Österreichische Dialekt. Und so klang Joseph Blatter ein wenig wie Arnold Schwarzenegger, als er sich verabschiedete mit den Worten: „I’ll be back!“ Blatter bemühte sich, bei seinem Auftritt am Montag im alten Fifa-Hauptquartier in Zürich so unverwüstlich zu wirken wie der „Terminator“. Aber es war dem 79-Jährigen anzusehen, dass ihm das Urteil zuvor getroffen hatte. Es war ein K.o.-Schlag – das Pflaster unter seinem Auge passte dazu.

Für jeweils acht Jahre hat die Fifa-Ethikkommission Blatter und Uefa-Präsident Michel Platini für alle Fußball-Aktivitäten gesperrt, wie das Gericht am Morgen mitteilte. Bisher waren der Präsident des Weltverbandes und sein Vize Platini nur vorläufig für 90 Tage gesperrt. Das endgültige Urteil bedeutet nun wohl ihr endgültiges Aus als Fußball-Funktionäre. Beide fehlen damit auch bei der Präsidentenwahl am 26. Februar, bei der Blatter sich verabschieden und Platini als sein Nachfolger kandidieren wollte. Die beiden bisher wichtigsten Männer des Weltfußballs kündigten zwar direkt Einsprüche an, vor der Fifa-Berufungskommission und beim internationalen Sportgerichtshof Cas. Doch erschließt sich nicht, warum diese Gremien anders entscheiden sollten als die Ethikkommission unter Vorsitz des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert.

Dass Blatter 2011 zwei Millionen Franken an Platini überwies „entbehrte einer rechtlichen Grundlage. Seine Behauptung einer mündlichen Absprache wurde als nicht überzeugend erachtet und von der Kammer abgewiesen.“ Auch ein vorgelegtes Schreiben vom 25. August 1999 sei wenig aussagekräftig gewesen. Auch wenn es nicht genug Beweise für Korruption und damit keine lebenslange Sperre gab, brachte der Interessenskonflikt beiden acht Jahre Sperre ein. Prozessbeobachtern zufolge habe der Richter Blatter bei seiner Anhörung vergangene Woche zur Räson rufen müssen, weil er die Hoheit des Gerichts über ihn als gewählten Präsidenten anzweifelte. Von „Realitätsverlust“ ist die Rede.

Blatters Auftritt nach der Urteilsverkündung in der alten Fifa-Zentrale am Zürcher Sonnenberg passte in dieses Bild eines verglimmenden Sonnenkönigs. Er attackierte die – einst von ihm erfundene – Ethikkommission als „Tribunal“ und ihr Verhalten als „Schande“. „Heute morgen war ich traurig über das Urteil, aber jetzt bin ich kämpferisch“, sagte er und deutete an, er könne auch vor Schweizer Zivilgerichte ziehen. In seinem Umfeld ist sogar vom europäischen Menschengerichtshof die Rede. Blatter räumte ein, er hätte wohl schon nach der WM 2014 zurücktreten sollen, aber geht weiter davon aus, am 26. Februar den Wahlkongress zu leiten.

Doch die Zeit bis dahin wird knapp, erst muss die Berufungskommission entscheiden und selbst ein schnellverfahren danach beim Cas dauert gut sechs Wochen. Denn das Blatter nach Ablauf der Sperre mit dann 87 Jahren noch einmal zurückkehrt, das glaubt nicht einmal er selbst. Blatters zur Schau gestellte Kampfeslust kontrastierte mit seinem Äußeren. Wie der bald 80-Jährige dort neben seiner Tochter saß, wirkte er, als sei er in den vergangenen Monaten schnell gealtert. Dazu trug ein Pflaster unter dem rechten Auge bei.

Wie zu hören ist, hatte er sich dort vor gut zwei Wochen Hautverfärbungen entfernen lassen. Zudem dankte er den Ärzten für ihren Einsatz am 1. November, „ohne den ich nicht mehr hier wäre“. Blatter habe damals bei der Beerdigung eines Freundes einen Schwächeanfall erlitten, heißt es aus seinem Umfeld.

Zudem beklagte Blatter Mobbing gegen seine Familie in seinem Heimatort Visp, er soll seine Enkelin deshalb an einer anderen Schule angemeldet haben.

Doch auch ohne Blatter und Platini stehen dem Weltverband unruhige Zeiten bevor. „Der Kampf um die Zukunft der Fifa hat nun richtig begonnen“, sagte Blatters Berater Klaus Stöhlker dem Tagesspiegel.

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