Fifa wie Europäische Union?: Scala schlägt rotierende Präsidentschaft vor

Fifa-Chef-Aufseher Domenico Scala spricht sich für eine rotierende Präsidentschaft beim Fußball-Weltverband nach Vorbild der Europäischen Union aus. Jede der sechs Konföderationen könnte nacheinander einen Chef für jeweils vier Jahre nominieren, schlug der Vorsitzende der Audit- und Compliance-Kommission in einem Interview der „Financial Times“ (Mittwoch-Ausgabe) vor.
„Das würde die Macht eines einzelnen Präsidenten verringern“, erläuterte Scala seine Idee. „Jedes System, das die Macht von Einzelnen verringert und gegenseitige Kontrolle schafft, reduziert das Risiko von Missbrauch. Es würde helfen, das Netzwerk der alten Jungs zu eliminieren und die Unterschiedlichkeit des weltweiten Fußballs besser zu repräsentieren.“
Als positives Beispiel nannte er die EU - die Ratspräsidentschaft wechselt alle sechs Monate zwischen den Mitgliedsländern. Das neu geschaffene Reformkomitee unter Vorsitz von François Carrard hatte lediglich vorgeschlagen, die Amtszeit eines Fifa-Präsidenten auf zwölf Jahre zu beschränken. Auch Scala hatte zuletzt Vorschläge zur Reform des skandalumtosten Weltverbands präsentiert.

Der Chef-Aufseher fand erneut klare Worte für Fifa-Präsident Joseph Blatter und Uefa-Chef Michel Platini, die beide nach einer dubiosen Millionen-Zahlung von Blatter an Platini derzeit für 90 Tage gesperrt sind. Dass der Betrag von der vermeintlichen Verabredung 2002 bis zur Auszahlung neun Jahre später nie in den Fifa-Büchern aufgetaucht sei, „ist eine schwere Unterlassung. Beide waren Mitglieder der Fifa-Exekutive und haben wissentlich jedes Jahr Finanzberichte bestätigt, die um zwei Millionen Schweizer Franken falsch waren“, erklärte Scala. „Das könnte als Bilanzfälschung angesehen werden.“ (dpa)