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Der gehört jetzt uns. Kiels Marko Vujin feiert mit dem Pokal.

© dpa

Final Four in Hamburg: THW Kiel gewinnt den DHB-Pokal

Der THW Kiel rettet eine verloren geglaubte Saison und gewinnt das DHB-Pokal-Finale. Die SG Flensburg-Handewitt verliert schon wieder.

Es gab Zeiten, in denen sich Handball-Profis mit Wohnsitz in Kiel und Flensburg nicht mit dem Allerwertesten ansahen, geschweige denn Kommunikation jenseits des Trash Talks betrieben. Nun sind die Tage erbitterter Feindschaft mit einer neuen Spielergeneration verflogen, die sich sogar ohne jeden Sarkasmus die Hand gibt. Richtige Freunde werden die Angestellten der beiden führenden deutschen Handball-Klubs des zurückliegenden Jahrzehnts aber trotzdem nicht mehr.

Für diese Erkenntnis genügten am Sonntag, im neuerlichen Endspiel um den DHB-Pokal, wenige Augenblicke zu Beginn, in denen 13200 Zuschauer in Hamburg bereits alles zu sehen bekamen, was eine schöne Rivalität ausmacht: zünftige Zweikämpfe am Rande der Rauferei, Ermahnungen gegen schimpfende Trainer, footballeske Tacklings und ein mitreißendes Match obendrein. Nach umkämpften 60 Minuten setzte sich der THW Kiel mit 29:23 (13:12) gegen die Flensburger durch und holte damit den ersten Titel einer bereits verloren geglaubten Saison. Obendrein verbauten die Kieler dem alten Lieblingsfeind und Bundesliga-Tabellenführer die Chance auf das Double aus Meisterschaft und Pokal. Viel bitterer für den unterlegenen Finalisten war das Ergebnis jedoch mit Blick auf große Gesamtstatistik: Seit 2011 standen die Flensburger jahrein, jahraus im Pokalfinale – gewonnen haben sie es nur ein einziges Mal (2015).

Am Samstag war zunächst ein vergleichsweise langer Negativ-Lauf für den THW Kiel zu Ende gegangen: In einem unfassbar temporeichen ersten Halbfinale hatten sich die Norddeutschen mit 35:32 gegen Außenseiter DHfK Leipzig durchgesetzt und waren damit erstmals seit drei Jahren wieder ins Pokal-Endspiel eingezogen. Später am Abend tat es ihnen die zweite Abordnung aus Schleswig-Holstein gleich: die SG spazierte beim 33:23 über die Rhein-Neckar Löwen gewissermaßen in den Sonntag. So kam es also zur nominell besten Paarung, die der Sportart erfahrungsgemäß größtmögliche Aufmerksamkeit verschafft.

Flensburg ohne Glück im Pokal

THW-Coach Alfred Gislason überraschte zunächst mit einer außergewöhnlichen Aufstellung und beorderte Linksaußen Rune Dahmke in den Rückraum. Das grenzte irgendwie an Wahnsinn, sollte sich aber als zielführend erweisen: Dahmke, im Halbfinale schon bester Kieler Werfer, spielte herausragend und stach – genau wie Domagoj Duvnjak und Torhüter Niklas Landin – aus einer homogenen Kieler Mannschaft heraus. Bis zur Pause (13:12) ließen sich die Flensburger allerdings nicht abschütteln.

Nach dem Seitenwechsel führten die Kieler innerhalb einer Viertelstunde die Vorentscheidung herbei: Landin vernagelte sein Tor in dieser Phase regelrecht, Duvnjak schleppte sich von Krämpfen und Verletzungen geplagt über das Feld, erzielte aber immer wieder wichtige Treffer, und auch die THW-Bank trug ihren Teil zum Erfolg bei.

Spätestens nach dem 23:16, einem verwandelten Konter durch Niklas Eiberg, war klar, wer den Silberpokal an diesem Wochenende aus Hamburg mitnehmen würde. Für die Kieler war es bereits der zehnte DHB-Pokal-Sieg der Vereinsgeschichte. Kiels feierte ihn auf ganz eigene Art: Die letzten Augenblicke des Endspiels verfolgte er tatsächlich sitzend von der Bank aus. Ein Bild, das Handball-Fans seit Jahren nicht gesehen hatten. Bis zum Sonntag.

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