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Chiles Arturo Vidal und Joshua Kimmich haben sich bereits im Gruppenspiel für das Finale verabredet.

© dpa

Finale beim Confed-Cup: Chile hat Angst vor Deutschland

Die Chilenen fürchten sich vor der jungen deutschen Confed-Cup-Mannschaft - und hätten lieber gegen die alte Weltmeister-Generation gespielt.

Der Blick aus dem Hotelzimmer ließ zunächst nichts Gutes erahnen. So schlimm wie in Deutschland und im Speziellen in Berlin, wo ganze Straßen und U-Bahnhöfe unter Wasser standen, war es in St. Petersburg zwar nicht. Trotzdem könnten zumindest die Wetteraussichten deutlich besser sein für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft und Bundestrainer Joachim Löw, die am Samstag Quartier in Russlands zweitgrößter Stadt bezogen haben, in der wiederum am Sonntag das Endspiel um den Confed-Cup steigt (20 Uhr, live im ZDF).

Wegen anhaltenden Nieselregens konnte das Team die letzte Trainingseinheit vor dem Finale auch nicht wie geplant im Stadion austragen. Der holprige Rasen hatte im Turnierverlauf schon mehrfach Kritik ausgelöst, unter anderem von Weltfußballer Cristiano Ronaldo. In den vergangenen Tagen ist er nun mit Planen abgedeckt und mit speziellem Licht bestrahlt worden.

Abgesehen vom Zustand des Geläufs stehen für den Bundestrainer allerdings keine großen Überraschungen zu befürchten. „Die Chilenen kennen uns, und wir kennen die Chilenen sehr gut“, sagt Löw. Der Bundestrainer erwartet im letzten Saisonspiel noch einmal einen Kraftakt. „Man merkt, dass bei allen Spielern die Kräfte an die Grenze gehen. Ich hoffe, wir können gegen Chile noch einmal das abrufen, was wir bislang in diesem Turnier gezeigt haben“, sagte der Weltmeister-Trainer. „Wir kennen die Chilenen aus der Gruppenphase“, sagte Nationalspieler Julian Draxler. Daraus schlussfolgerte der Offensivspieler: „Wenn wir es schaffen, die ersten 20, 30 Minuten besser zu gestalten als in dem ersten Spiel gegen sie, dann haben wir auch gute Chancen.“

"Kein B-Team"

Im Lager der Chilenen klingt das nicht ganz so optimistisch. Wie zu hören ist, wäre den Südamerikanern ein Duell mit den Stammkräften der deutschen Mannschaft wesentlich lieber als mit jenem jungen Team, das zu den positiven Überraschungen des Turniers zählt. Bayern- Profi Arturo Vidal etwa macht kein Geheimnis daraus, dass er lieber gegen die erste Wahl als gegen Leon Goretzka und Timo Werner angetreten wäre. Vidal erwartet von den jungen Deutschen ein körperlich anspruchsvolleres Spiel als gegen die womöglich müde Weltmeister- Generation. „Das deutsche Team hier ist keine Überraschung für mich“, sagt Vidal: „Das ist kein B-Team. Von der physischen Fitness sind sie viel besser als die, die nicht spielen.“

Nach dem 1:1 im Gruppenspiel hatte er sich mit seinem Münchner Teamkollegen Joshua Kimmich schon zum Final- Wiedersehen verabredet, dabei dürfte die Kraft eine entscheidende Rolle spielen. Im Schnitt ist die erwartete chilenische Startelf älter als 30 Jahre – kein einziger Spieler aus dem Kader von Bundestrainer Joachim Löw hat diese Marke überhaupt schon erreicht.

Und doch will Juan Antonio Pizzi auch im Finale auf den bewährten kraftintensiven Spielstil des zweimaligen Südamerika-Champions mit frühem Druck bis zum gegnerischen Strafraum setzen. „Es ist nicht gut für uns, wenn wir unser Erfolgsrezept aufgeben“, erklärte der Coach: „Wir werden versuchen, dem Gegner unseren Stil aufzudrücken.“

Zum Dritten

Für Chile ist es nach den Titeln bei der Copa América 2015 und 2016 das dritte Finale im dritten Jahr nacheinander, die Entscheidung gegen Argentinien fiel wie beim Confed-Cup-Halbfinale gegen Portugal erst im Elfmeterschießen. Auch nun könnte wieder Keeper Claudio Bravo zum Helden werden. „Sein Beitrag auf und neben dem Feld braucht keine Erklärung“, lobte Pizzi seinen Kapitän. „Wir wissen, welches Können er hat.“

Nachdem Bravo die ersten beiden Turnierspiele noch angeschlagen verpasst hatte, steht der 34 Jahre alte Torwart von Manchester City nun für das Duell mit seinem Ex-Barcelona-Teamkollegen Marc-André ter Stegen zur Verfügung. Auch sonst startet Pizzi ohne Personalprobleme in den letzten Schritt zum Titel. „Einige Spieler haben kleinere Verletzungen, aber nichts wichtiges.“

Vidal strahlt in diesen Tagen derartige Entschlossenheit aus, dass ihn wahrscheinlich auch ein geschientes Bein nicht vom Auflaufen stoppen könnte. Die Frage, ob er einen Gedanken an eine mögliche Niederlage verschwende, löste zumindest Unverständnis aus: „Wenn wir morgen gewinnen, sind wir das beste Team der Welt – darum sind wir da.“ (Tsp/dpa)

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