zum Hauptinhalt
Wiedersehen in Berlin: Ex-Eisbär Leif Carlsson (l.) und Eisbären-Legende Sven Felski bei Felskis Abschiedsspiel im Sommer 2013.

© Imago

Leif Carlsson: Berlin immer im Sinn

Verteidiger Leif Carlsson spielte vier Jahre für die Eisbären. Nun kehrt der mittlerweile 48-jährige Schwede nach Berlin zurück – als Trainer des Gegners Färjestads BK in der European Trophy.

Auf den Rängen der Eishalle von Karlstad fiel die Schlacht um die akustische Hoheit klar zugunsten der Fans der Eisbären aus. Rund 100 Berliner trommelten und brüllten den Rest des Publikums nieder. 4000 schwedische Zuschauer staunten. Und als dann mit Spielschluss auch noch die ehemaligen Färjestad-Spieler, die Eisbären-Profis Thomas Steen, Thomas Rhodin und Leif Carlsson, aufgeregt jubelnd über das Eis sprangen, verließen die Anhänger des schwedischen Meisters Färjestads BK hastig die Arena. Die Berliner hatten 5:3 gewonnen.

„Es war eine Sensation“, erzählt Carlsson. „Was haben die sich da in Schweden über die Eisbären gewundert.“ Natürlich hatten sie damals im Januar 1999 die Berliner nicht auf der Rechnung, war die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) in der Wahrnehmung der Eishockeynation Schweden eher mäßig. Die Eisbären würden mit einer Truppe von drittklassigen Kanadiern und zweitklassigen Schweden antreten, hieß es. Von wegen. Nach dem 5:3 in Karlstad siegten die Eisbären im Rückspiel 3:1 und rückten ins Halbfinale der European Hockey-League vor, damals der Europapokal im Eishockey.

14 Jahre später würde sich der inzwischen 48 Jahre alte Carlsson nicht mehr über einen Sieg der Eisbären gegen seinen Heimatklub freuen. Schließlich ist er Trainer des neunmaligen schwedischen Meisters Karlstad und mit dem tritt er am Freitag in der Endrunde der European Trophy in Berlin an (20.30 Uhr, O2-World). Von 1996 bis 2000 hat er für die Eisbären gespielt. „Es war vielleicht die schönste Zeit in meiner Karriere als Spieler“, sagt er in perfektem deutsch. „Ich bin oft in Berlin, zuletzt war das beim Abschiedsspiel von Sven Felski. Die Stadt lässt mich nicht los.“

Zurzeit ist der Schwede mit der kräftigen Figur in seiner Heimat als Trainer nicht ganz unumstritten. Färjestad liegt in der schwedischen Liga nur auf Platz neun – wie die Eisbären in der DEL läuft Carlssons Team in dieser Saison den eigenen Ansprüchen hinterher. Vielleicht auch aus seiner eigenen Warte geht er in der Einschätzung des Gegners in der European Trophy milde um. „Die Eisbären sind wie Färjestad so oft Meister geworden, da sind die Erwartungen und der Druck immer höher als bei anderen“, sagt er. „Denen muss man Zeit gegeben. Ich bin sicher, dass sie in den Play-offs wieder eine gute Rolle spielen werden.“ Unterschätzen werde er das Berliner Team am Freitag nicht. „Die sind immer gefährlich, besonders vor eigenem Publikum.“

Nun haben die Eisbären 2013 mit den Eisbären von 1999 wenig gemeinsam; der Anteil an deutschen Spielern im Team ist deutlich gestiegen und auf ihre Gehälter mussten sie in der Zeit vor Investor Philip Anschutz schon mal etwas länger warten – heute undenkbar. Die Entwicklung in Berlin ist sehr positiv“, sagt Carlsson. „Manager Peter John Lee hat da gute Aufbauarbeit geleistet.“ Und dann sagt er, dass in punkto junger schwedischer Spieler in Karlstad auch noch Aufbauarbeit zu leisten sei. Carlssons Team tritt in Berlin mit einigen Ausländern an, was auch dran liegt, dass die schwedische Liga international einen guten Ruf hat – ihr Niveau ist, abseits der vor allem in Russland spielenden Kontinental Hockey League (KHL), das beste in Europa. In der Endrunde der European Trophy spiegelt sich das wieder: Von sechs Teams kommen vier aus Schweden.

Am Donnerstagabend spielt Carlsson mit seiner Mannschaft bereits im Wellblechpalast gegen die Frölunda Indians. Auf das Wiedersehen mit dem Wellblechpalast hatte sich Leif Carlsson besonders gefreut. Vier Jahre lang hat er dort trainiert und gespielt. „Die Fans waren fantastisch und wir hatten uns ja als Team auch ganz gut entwickelt.“ Allerdings noch nicht zu der Spitzenmannschaft, die die Eisbären Anfang des neuen Jahrtausends wurden. Mit Carlsson wurden sie Meisterschaftszweiter und 1999 Dritter in der Europaliga.

Der schwedische Verteidiger verließ die Eisbären, als Anschutz kam und das Team umgebaut wurde. Damals sprach er davon, dass der Klub „sein Herz“ an den Mäzen aus den USA verkauft“ habe. Heute muss er über so was schmunzeln. „Ich hatte noch ein schönes Jahr in Oberhausen“, sagt er. Und für die Eisbären sei Anschutz das beste gewesen, was ihnen passieren konnte. Überhaupt lässt er auf den Klub nichts kommen. Auch aus Kalkül? In Karlstad läuft sein Vertrag zum Saisonende aus. „Ich würde gerne verlängern“, sagt er. „Aber in ein paar Jahren möchte ich in der DEL arbeiten“, sagt er. Womöglich in Berlin? Carlsson sagt nichts. „Noch habe ich kein Angebot aus der DEL.“ Kann ja noch kommen. Auch aus Berlin, in ein paar Jahren.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false