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Ein Mann für alle Fälle. Delaney (v.) hängt der Ruf nach, zu schauspielern.

© dpa

Finale im Basketball: Alba und der Breakdance-Bayer

Malcolm Delaney vom FC Bayern ist der Aufreger in der Finalserie um die Basketball-Meisterschaft gegen Alba. Am Sonntag kommt es zum dritten Spiel in München.

Der Arm von Sven Schultze wurde lang und länger. Anstatt dem Werfer nur mit der Hand die Sicht zu verdecken, touchierte ihn der Basketballer von Alba Berlin ungeschickt am Kinn. Doch Malcolm Delaney zuckte zusammen, als habe ihn eine Klitschko-Eisenfaust getroffen. Die Freiwürfe verwandelte der Aufbauspieler vom FC Bayern München dann lässig, als sei nichts gewesen.

Es ist diese Mischung aus Theatralik und Treffsicherheit, die Delaney zum Aufreger dieser Finalserie um die Deutsche Meisterschaft macht. 24 Punkte erzielte der US-Amerikaner vergangenen Sonntag in Berlin, aber konnte nicht verhindern, dass Alba gewann und es nun vor dem dritten Spiel am Sonntag im München (17 Uhr, live bei Sport1) 1:1 steht. Wer jetzt gewinnt, kann am folgenden Mittwoch in Berlin den Titel holen.

Die Alba-Fans haben Delaney bereits als Lieblingsfeind ausgemacht. „Most Valuable Pussy“, stand auf einem Plakat, das sie beim letzten Heimspiel entrollten. Eine Verunglimpfung des „Most Valuable Players“ der regulären Saison, dem sie unterstellen, er zucke zusammen, wenn sich ein Körperkontakt auch nur andeutet. „Flopping“ heißt im Basketball das, was man im Fußball eine Schwalbe nennt. Albas Manager Marco Baldi sprach nach dem ersten Finalspiel von Breakdance-Einlagen Delaneys.

Das Plakat in Berlin will Bayerns Geschäftsführer Marko Pesic nicht kommentieren, es spreche für sich. Als man in der Saison zweimal gegen Alba verloren habe, sei von Schauspielerei nie die Rede gewesen. „Delaney floppt offenbar nur, wenn Alba verliert.“ Pesic empfiehlt, sich Videos aus der Spielerzeit von Albas Trainer Sasa Obradovic anzusehen. „Jeder reagiert anders bei Körperkontakt. Für mich ist es nur Flopping, wenn jemand theatralisch fällt, aber es keine Berührung gab.“

Das Problem bei jedem Freiwurf für Delaney ist, dass er sie so verdammt gut trifft, 96 Prozent in den Play-offs, nahe der Perfektion. Ohnehin hat sich der 25-Jährige nach seiner preisgekrönten Saison noch einmal gesteigert, seit Topscorer Nihad Djedovic ausfällt. „In der Saison hat er sich in der Offensive zurückgehalten und Mitspieler eingesetzt“, sagt Pesic, „nun hat er keine Angst, Verantwortung zu übernehmen.“ Dank diesem Situationsgespür ist Delaney in zwei Profijahren zweimal Meister geworden, in Frankreich und in der Ukraine. In München will er den dritten Titel in Folge, Albas Edelverteidiger können ihn kaum stoppen. „Cliff Hammonds ist ein Felsbrocken, aber Malcolm ist unglaublich schnell und findet sich auf engem Raum zurecht“, sagt Pesic. Talente, die auffallen. Der Manager spricht von Angeboten aus Griechenland und vom NBA-Team Houston Rockets, die man in der Saison abgelehnt habe. Delaneys Vertrag läuft am Saisonende aus, ihn zu halten wird schwer. Gerüchte, Bayern könnte Albas David Logan als Ersatz verpflichten, nennt Pesic „totalen Quatsch“.

Delaney verunsichere die Flopping-Kritik nicht, beteuert Pesic, „es motiviert ihn eher“. Der manische Twitterschreiber Delaney (@foe23) gibt sich entspannt: „Kriege gleich Massage, Relaxen fürs Heimspiel“, teilte er mit. Der Körper muss ja beweglich bleiben.

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