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Dominant: Albas Leon Radosevic (l) setzt sich unterm Korb gegen Bayerns Yassin Idbihi durch.

© dpa

Update

Sieg im zweiten Finale: Alba Berlin gleicht gegen Bayern München aus

Alba Berlin hat in der Finalserie die Auftaktniederlage offenbar gut weggesteckt. Im zweiten Spiel siegten die Berliner deutlich.

Levon Kendall donnerte den Ball in den Korb und verzog danach keine Miene, obwohl der letzte ohrenbetäubende Jubel des Abends durch die Arena am Ostbahnhof rollte. Alba Berlins Power Forward joggte ohne ein Grinsen oder irgendeine erkennbare Genugtuung zurück in die Verteidigung, der Kanadier und seine Mitspieler arbeiten weiter an einem noch viel größeren Grund zum Feiern. Am Donnerstag besiegten die Berliner den FC Bayern München mit 95:81 (54:49), Kendalls Dunking wenige Sekunden vor Schluss war der würdige Schlusspunkt eines hochklassigen zweiten Finalspiels um die deutsche Basketball-Meisterschaft. „Wir waren vom ersten Augenblick voll da“, sagte Albas Trainer Sasa Obradovic.

Damit steht es vor dem dritten Endspiel am Sonntag in München in der „Best of five“-Finalserie 1:1, Alba hat ein viertes Spiel am kommenden Mittwoch in Berlin sicher und ist noch zwei Siege vom ersten Meistertitel seit 2008 entfernt. Das erste Spiel der Best-of-Five-Serie hatten die Bayern 88:81 gewonnen.

Bei der Teamvorstellung der Gäste konnten sich die 12.588 Zuschauer nicht entscheiden, wen sie am lautesten auspfeifen sollten. Den abtrünnigen Berliner Jungen Heiko Schaffartzik? Seinen besten Kumpel Yassin Idbihi, ebenfalls ehemaliger Alba-Profi? Oder doch Malcolm Delaney, den die Alba-Offiziellen nach ihrer 81:88-Niederlage im ersten Endspiel der Schauspielerei bezichtigt hatten? Allein Bayerns Bryce Taylor, bis 2012 im Alba-Trikot aktiv, wurde vom gelben Block mit Applaus bedacht. Taylor schien der freundliche Empfang zu beflügeln: Der 27-Jährige traf seine ersten drei Würfe und erzielte 16 Punkte, eher er kurz vor Schluss nach einem harten Foul angeschlagen ausgewechselt werden musste. Nicht nur Taylor, auch fast alle anderen Spieler schienen vor Selbstvertrauen und Spiellust fast zu platzen, das Publikum bekam bis zum Zwischenstand von 26:24 für die Gastgeber nach dem ersten Viertel ein spektakuläres Finale zu sehen.

Nach der ersten Pause wurde es sogar noch besser, vor allem aus Alba-Sicht. Zwar erzielte nun auch der bei jedem Ballkontakt ausgebuhte Schaffartzik neun Punkte nacheinander, die Berliner aber kontrollierten das Spiel. Obradovics Team verteidigte wie von einem Defensivdämonen besessen, nach jedem der insgesamt 19 Ballverluste der Münchner ging es in Hochgeschwindigkeit in Richtung des Bayernkorbs. Bis auf acht Punkte setzte sich Alba ab, jeder Treffer ließ die Lautstärke in der Arena weiter ansteigen. Hätten zwei ungeschickte Fouls der Routiniers Jan Jagla und Sven Schultze Bayerns Delaney nicht noch zu fünf Freiwürfen verholfen, hätten die Berliner wohl deutlicher als mit 54:49 in Führung gelegen.

Vor dem Spiel hatten die Alba-Verantwortlichen den Einsatz von Schiedsrichter Robert Lottermoser gefordert, wie erwartet leitete der beste deutsche Unparteiische aus Bernau das Spiel. Lottermoser und seine beiden Kollegen zeigten eine konzentrierte und unaufgeregte Leistung, die dem weiteren Verlauf dieser giftigen Finalserie nur gut tun kann. Die souveräne Spielleitung war nicht selbstverständlich, auf beiden Seiten gab es harte Fouls und kleinere Konfrontationen. Die Berliner hielten ihren enormen Druck aufrecht, die Münchner taten sich schwer, ließen sich aber nicht abschütteln. Erst drei Treffer des bis dahin in den Play-offs sehr unauffälligen Vojdan Stojanoski ließen die Führung der Berliner erstmals auf zehn Punkte steigen. Jetzt traf auch Schultze aus der Distanz und riss die Zuschauer von den Sitzen. Beim Stand von 82:67 für Alba musste Bayern-Trainer Svetislav Pesic Mitte des Schlussviertels eine Auszeit nehmen, um den Lauf der Berliner zu stoppen und ihre Euphorie zu bremsen. Als beste Stimmungskiller erwiesen sich aber die Dreipunktewürfe von Bayerns Topscorer Malcolm Delaney (24 Punkte), die die Münchner im Spiel hielten.

Doch auch Delaney konnte sein Team nicht mehr heranführen, zu entschlossen waren die Berliner. Gut eine Minute vor Schluss holte Pesic Delaney vom Feld und gab das Spiel damit auch offiziell verloren. „Wir haben den Bayern 40 Minuten lang unser Spiel aufgedrückt“, sagte Jagla. „Wenn uns das auch am Sonntag gelingt, haben wir eine gute Chance in München.“ Das glaubten auch die überglücklichen Berliner Fans, die ihre Spieler mit einem vielstimmigen „Nur noch zwei! Nur noch zwei!“ in die Kabine entließen.

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