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Vor dem Finale. Freiburgs Kapitän Christian Günter, SC-Trainer Martin Schweizer, Jörg Schwanke (U19-Coach der Hertha) und der Berliner Torwart Philip Sprint.

© Stefan Bröhl

Finale vor dem Finale: Herthas A-Jugend spielt um den DFB-Pokal

Boateng, Salihovic, Dejagah - das sind Namen, die Hertha-Fans gut kennen. Doch wie sieht es mit dem jetzigen A-Jugend-Jahrgang aus? Wer taugt zum neuen Hoffnungsträger für den gebeutelten Klub?

Hertha BSC leistet im Jugendbereich seit Jahren sehr gute Arbeit. Spieler wie Kevin-Prince Boateng, sein Halbbruder Jerome Boateng, Sejad Salihovic, Ashkan Dejagah, Assani Lukimya-Mulongoti und Christopher Samba wurden hier ausgebildet und für ihren Weg in den Profibereich vorbereitet. Doch das liegt schon einige Jahre zurück. Seither war die Aufmerksamkeit für Herthas Jugend eher gering. Dabei brachte der Verein immer wieder hoffnungsvolle Talente hervor, die aber wie Ibrahima Traorè (FC Augsburg, jetzt VfB Stuttgart) oder Terrence Boyd (Borussia Dortmund II, ist seit kurzem US-amerikanischer Nationalspieler) keine Chance erhielten und ihr Glück anderswo suchten. Nach Herthas Absturz in die Zweite Bundesliga vor zwei Jahren wurde zumindest einigen Jung-Profis die Chance im Profibereich gegeben. Sebastian Neumann, Marco Djuricin und Fanol Perdedaj sind hier zu nennen. In dieser Saison haben sich neben den genannten auch Alfredo Morales als Rechtsverteidiger und Fabian Holland (gelernter defensiver Mittelfeldspieler) als Linksverteidiger beweisen dürfen.

Die erste Mannschaft ist auch das Ziel von Jerome Kiesewetter und Roussel Ngankam, die Samstag um 13 Uhr im Amateurstadion um 13 Uhr das DFB-Pokalfinale der A-Junioren gegen den SC Freiburg bestreiten. Die Beiden sind Leistungsträger ihres Teams, Kiesewetter durfte schon bei den Profis trainieren und war sogar im Wintertrainingslager der ersten Mannschaft dabei. Der aktuelle U20-Nationalspieler der USA ist ein extrem schneller, trickreicher und dribbelstarker Spieler, der mit einer Aktion eine Partie entscheiden kann.

Ngankam hingegen ist seit der U15 deutscher Jugend-Nationalspieler, aktuell ist er dort für die U19 Auswahl aktiv. Er ist ein bulliger, schussstarker und schneller Stürmer, der eine komplette Abwehrreihe beschäftigen kann und immer für ein Tor gut ist. Das zeigt die Statistik: In elf Spielen der A-Jugend-Bundesliga erzielte er acht Tore, für Herthas zweite Mannschaft traf er in vier Spielen dreimal. Auch sonst ist Herthas A-Jugend mit U-Nationalspielern gespickt. Maximilian Obst (U19), Christian März und Robert Andrich (U18) spielen für Deutschland. Jungprofi John Anthony Brooks ist für die U20 der USA aktiv.

Potenzial für höhere Aufgaben ist bei Hertha demnach vorhanden. Doch zunächst liegt der Fokus auf dem Pokalfinale. Mit dem SC Freiburg erwartet Hertha einen spielstarken Gegner. Das sieht auch Jörg Schwanke so, Herthas U19-Trainer. "Der SC Freiburg hat in den letzten sechs Jahren dreimal den Pokal und einmal die Meisterschaft geholt, ich denke, dass sagt genug über die Qualität der Mannschaft aus. Ich erwarte ein Spiel auf Augenhöhe, Kleinigkeiten werden entscheiden". Beide Teams haben in der Liga eine nahezu identische Bilanz. Sowohl Freiburg als auch Hertha sind Zweiter in ihren Ligen (in der A-Jugend gibt es drei Bundesliga-Staffeln) und haben jeweils 49 Punkte gesammelt.

Die Hertha-Fans hoffen auf ein seltenes Erfolgserlebnis

Im Pokal haben sich beide mit spektakulären Siegen ins Finale gespielt. Dabei hebt Schwanke vor allem das dramatische Halbfinale heraus. "Der Sieg in Nürnberg, wo wir zweimal in Rückstand waren und außerdem 100 Minuten in Unterzahl spielen mussten, hat der Mannschaft noch mal gezeigt, was möglich ist, wenn man mit Kampf, Leidenschaft und Herz ins Spiel geht und den unbedingten Willen hat zu gewinnen". Genau das erhofft er sich auch am Samstag. Herthas U19 wird nahezu in Bestbesetzung antreten, nur Jungprofi Nico Schulz und der gesperrte Maximilian Scheel werden definitiv fehlen.

Die Mannschaft konnte sich über Wochen einspielen, denn der Verein hat entschieden, dass die Meisterschaft und der Pokal im A-Jugendbereich Priorität haben. Deshalb wurden alle Spieler, die sonst in der zweiten Männer-Mannschaft aktiv sind in die A-Jugend zurückbeordert. Das und die geringe Fluktuation sind ungewöhnlich im Jugendbereich. Die Mannschaft ist stark genug um den SC Freiburg zu schlagen, davon ist auch Schwanke überzeugt. Aber Herthas Trainer ist sich auch der Erfahrung der Freiburger bewusst. "Viele Spieler waren auch letztes Jahr schon im Pokalfinale dabei und wissen genau, was sie erwartet."

So zum Beispiel Freiburgs Kapitän Christian Günter. "Es ist immer ein tolles Erlebnis, auch die Siegerehrung im Olympiastadion ist ein Highlight. Wir werden alles geben, um das Finale für uns zu entscheiden." Am Samstag wird beim SC Freiburg aller Voraussicht nach ein aktueller Bundesliga-Spieler mit Mathias Ginter auflaufen. Der erst 18-jährige, vielseitig einsetzbare Spieler war von Freiburgs Erfolscoach Christian Streich in der Winterpause zu den Profis geholt worden und hatte sich dort als Innenverteidiger in die erste Elf gespielt und seinen Platz bis zum Saisonende nicht mehr hergegeben.

Hertha wird es also nicht leicht gemacht. Aber den Heimvorteil möchte das Team unbedingt ausnutzen. Mittlerweile sind über 4000 Karten verkauft, nur noch gut 1000 Tickets stehen zur Verfügung, der DFB rechnet gar mit einem ausverkauften Stadion. Das wäre eine Premiere. Die Hertha-Fans haben die Hoffnung, dass sie endlich wieder einmal ein Erfolgserlebnis des Vereins miterleben dürfen. Das war in letzter Zeit schließlich selten genug der Fall.

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