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Sport: Finale Werbung

Helen Ruwald würdigt das beste Spiel im Frauenfußball

Die Inszenierung war perfekt. Mehr als 200 Länder waren zugeschaltet, als sich Deutschland und Brasilien gestern in Schanghai ein packendes WM-Finale lieferten. Es war ein bisweilen hochklassiges Frauenfußballspiel: Brasilien gegen Deutschland, das könnte künftig nicht nur mit den Kloses und Ronaldinhos, sondern auch mit den Martas und Lingors ein Klassiker werden. Ein Gänsehaut-Gefühl stellte sich auch ein, weil die Hauptdarsteller stimmten. Zum einen Birgit Prinz, Deutschlands bekannteste Fußballerin. Die Frau, der wegen ihrer Torgefährlichkeit und Ballbeherrschung auch diejenigen Respekt zollen, für die Frau und Fußball ein unvereinbarer Gegensatz ist, zumal dann, wenn das Wesen am Ball keinem Model-Katalog entstiegen ist. Gestern trug die Symbolfigur weiter zur Legendenbildung bei, als sie das 1:0 schoss. Wer auch sonst.

Die zweite Hauptfigur kam aus dem Nichts und schenkt diesem WM-Titel etwas Märchenhaftes: Nadine Angerer aus Potsdam hat vor der WM 2007 schon sechs große Turniere bestritten, war Welt- und Europameisterin – hatte aber nie auch nur eine Sekunde gespielt. In China machte die Torhüterin die Spiele ihres Lebens. Und im Finale hielt sie den Elfmeter von Brasiliens Superstar Marta – der tragischen dritten Hauptfigur. Im gesamten Turnier steckte Angerer kein Gegentor ein und übertraf sogar den Rekord des Italieners Walter Zenga bei der WM 1990. Kein Frauenfußball-PR-Manager hätte bessere Arbeit leisten können, um sein Produkt zu positionieren.

Das deutsche Team hat alles für einen neuen Frauenfußball-Boom getan und bestmögliche Werbung für die Ausrichtung der WM 2011 betrieben. Wer sich bisher noch notgedrungen positiv über Frauenfußball geäußert hat, weil es der political correctness entsprach, der muss sich nach dem Finale nicht mehr verbiegen. Gestern kam kein Zuschauer umhin anzuerkennen, dass diese Frauen hervorragend Fußball spielen können.

Helen Ruwald

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