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Auf Nasenhöhe. Spanien und Italien trennten sich im Vorrundenspiel 1:1.

© AFP

Finalvorschau: Spaniens Kampf gegen den Busen Italiens

Spanisch-italienisch Duelle waren oft hart umkämpft - und endeten mit einem italienischen Sieg. 2008 aber besiegten die Iberer endlich den Angstgegner.

„Luis Enrique, nos deben un tabique“, so werden sich die spanischen Fans vor dem Endspiel gegen Italien, wie stets seit 1994, in Stimmung singen. In jenem Jahr trafen die beiden Mannschaften im Viertelfinale der Weltmeisterschaft in Boston aufeinander. In der Nachspielzeit rammte der italienische Verteidiger Mauro Tassotti seinem Gegenspieler Luis Enrique im eigenen Strafraum den Ellbogen ins Gesicht. Die Aktion blieb ungeahndet, obwohl Luis Enrique einen dreifachen Nasenbeinbruch davontrug. Italien siegte 2:1, schaffte es später bis ins Finale – und „schuldet“ Luis Enrique und ganz Spanien seither das inbrünstig besungene „tabique“ – zu Deutsch: Nasenbein.

Vor drei Wochen im Vorrundenduell der beiden letzten Weltmeister floss kein Blut, das Spiel endete nach rasanten 90 Minuten 1:1. Der Treffer von Italiens Antonio di Natale blieb bislang das einzige Gegentor der Spanier im Turnier. „Das Gruppenspiel gegen sie war sehr hart“, erinnert sich Cesc Fabregas, der am 10. Juni in Danzig den Ausgleich erzielte. Sergio Ramos sagt: „Wir sind durchaus ein bisschen beunruhigt.“

Besonders groß ist der Respekt vor Andrea Pirlo. Der 33-Jährige überzeugte in diesem Turnier gleichermaßen als Takt- und Vorlagengeber. Joachim Löw baute wegen Pirlo sogar seine Mannschaft um und brachte Toni Kroos als eine Art Sonderbewacher. Diese Taktik ging bekanntermaßen nicht auf, weshalb Spaniens Trainer Vicente del Bosque im Vorfeld des Finales sogar erklärte: „Pirlo ist der Busen, an dem sich ganz Italien nährt.“ Bei der EM 2008 fehlte Pirlo den Italienern im Viertelfinale gegen Spanien gelbgesperrt, der spätere Titelträger gewann nach torlosen 120 Minuten im Elfmeterschießen. Es war der einzige Sieg in einem Pflichtspiel für die Spanier überhaupt gegen Italien.

Kein Wunder, dass sich die Mannschaft von Cesare Prandelli selbstbewusst gibt: „Wir müssen keine Angst vor Spanien haben. Wir müssen die Kraft haben zu spielen, mit Ideen, mit Qualität“, sagt der italienische Trainer. Bei der EM hat Letzteres nicht immer funktioniert, im Gruppenspiel gegen Kroatien brach die Mannschaft nach der Pause ein, gegen die limitierten Iren tat sie sich lange schwer. Doch der Glaube an die eigene Stärke ist längst zurückgekehrt. Taktisch war das Team in den K.-o.-Spielen seinen Gegnern überlegen.

Gegen England dominierte die Mannschaft fast das gesamte Spiel, gegen Deutschland zeigte sie sich cool im Abschluss. Weder die Tatsache, dass Italien bei diesem Turnier die drittälteste Mannschaft stellt noch die aufgrund von Verletzungen und Sperren notwendigen Umstellungen in der Abwehr, haben sich negativ ausgewirkt. Vor dem Spiel gegen die Deutschen hatten die Italiener zwei Tage weniger Pause als der Gegner und siegten dennoch. Und vor dem Finale sind es die Spanier, die über Müdigkeit klagen. Die zu erwartende Aufmunterung von den Rängen kann da helfen, auch wenn es dabei vermeintlich nur um ein geschuldetes Nasenbein geht. (Tsp)

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