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© dpa

Finanzielle Bilanz: Hertha freut sich über Rekordjahr

Berlins Bundesligist präsentiert die beste Bilanz seit zehn Jahren: Fünf Millionen Euro Plus. Manager Hoeneß kündigt ein bis zwei neue Spieler im Winter an.

Herthas schöner Abend im ICC begann mit einer kleinen Panne. Als Manager Dieter Hoeneß die Mannschaft des Bundesligisten auf die Bühne in Saal 1 des Kongresszentrums bat, streikte das Mikrofon. Doch 720 stimmberechtigte Klubmitglieder zögerten nicht lang. Es gab tosenden Applaus für die Fußballer, die nach dem Sieg gegen die TSG Hoffenheim nun auf Tabellenplatz fünf stehen. Mannschaftskapitän Arne Friedrich bedankte sich auch artig und sagte: „Wir sind auf dem richtigen Weg.“

Sätze der Marke Friedrich waren auf der Mitgliederversammlung von Hertha am Montag oft zu hören. Es gab Ehrungen – etwa für Pal Dardai, der nun schon 250 Bundesligaspiele für Hertha hinter sich hat – und lobende Worte. So stellte Hoeneß fest, dass es „sehr positive Entwicklungen bei Hertha“ gebe. „Hier reift eine Mannschaft heran. Es ist schon eine klare Philosophie von Trainer Lucien Favre erkennbar.“ Für die Winterpause kündigte der Manager sogar noch ein bis zwei Verstärkungen der Mannschaft an.

Es ging harmonisch zu bei Hertha, mitunter sogar feierlich. Trainer Favre wünschte im emotionalen Überschwang allen schon mal „Frohe Weihnachten“. Frohe Kunde gab es dann aber tatsächlich abseits des sportlichen Bereichs: Hertha hat das Geschäftsjahr 2007/08 mit der besten Bilanz seit zehn Jahren abgeschlossen. „Wir haben einen Nachsteuergewinn von fünf Millionen Euro“, sagte Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller. Hoeneß sprach sogar vom „besten operativen Ergebnis, das wir je hatten“. Hertha werde immer noch als hoch verschuldeter Klub angesehen. „Dabei ist die Realität längst eine andere.“

Malik Fathi und Kevin-Prince Boateng brachten gutes Geld

Die Berliner haben im zurückliegenden Geschäftsjahr Umsatzerlöse von 77,8 Millionen Euro erzielt, dagegen 72,8 Millionen Euro ausgegeben. Die Gewinnspanne resultiert vor allem aus Spielertransfers. Der Umsatzerlös in diesem Bereich betrug im Geschäftsjahr 2007/2008 18,6 Millionen. In der Zeit verließen einige Profis für opulente Summen Berlin: Zum Beispiel Malik Fathi (für 4 Millionen Euro zu Spartak Moskau) und natürlich Kevin-Prince Boateng (für 7,9 Millionen Euro zu Tottenham Hotspur).

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Hertha mit einem Gewinn von einer Millionen Euro. Was den Schuldenberg angeht, ist der Klub auf dem Weg nach unten. Der Stand der Verbindlichkeiten wurde im vergangenen Geschäftsjahr von 46,8 Millionen auf 29 Millionen Euro reduziert. Wobei Hertha der Deal mit dem Sportrechte-Vermarkter Sportfive zugute kam – der Klub bekam 25 Millionen Euro, nutzte davon 15 Millionen zur Schuldentilgung. „Mit dieser Größenordnung an Verbindlichkeiten können wir leben“, sagte Schiller. „Wir sind zwei Jahre früher als geplant so weit gekommen – nicht aus eigener Kraft, sondern auch wegen des Vertrags mit Sportfive.“

Zwischen Hertha und Bayern liegen Welten

Das höchste Ziel eines Unternehmens sei es aber nicht, schuldenfrei zu sein, hatte Schiller schon vor seinem Auftritt im ICC gesagt. „Die Wirtschaftlichkeit muss gewährleistet sein, die Balance zur sportlichen Leistungsfähigkeit da sein.“ Die Summe der Schulden ist nicht maßgebend, wenn der finanzielle Spielraum da ist. Bayern München zum Beispiel hat rund 70 Millionen Euro an Verbindlichkeiten, dafür aber auch einen Umsatz für das zurückliegende Geschäftsjahr von 286,8 Millionen Euro verkünden können.

Aber mit Bayern will und kann sich Hertha nicht vergleichen. Der Rekordmeister hat 147.072 Mitglieder, Hertha 15.900. Davon kommen 11.000 aus Berlin, allerdings sind nur 18 Prozent im Ostteil der Stadt zuhause. Wobei Klubpräsident Werner Gegenbauer im Kongresszentrum am Messedamm, sozusagen im Herzen des alten Westberlins, verkündete: Die Zahl der Mitglieder sei steigend. Im Osten und bei den Frauen, sagte Gegenbauer an Herthas Abend der guten Nachrichten.

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