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Sport: Finten ins Nichts

Herthas Stürmer haben viel versucht und wenig erreicht im Ligapokalspiel gegen den VfB Stuttgart – Götz hofft jetzt auf Okoronkwos „Gier nach Toren“

Berlin - Artur Wichniarek sprintet mit dem Ball die rechte Außenbahn entlang. Stuttgarts Ludovic Magnin begleitet den Stürmer von Hertha BSC, wartet auf eine Aktion. Der 28-jährige Wichniarek täuscht einen Pass nach links an, dann einen Haken nach rechts. Magnin aber reagiert nicht auf die Finten. Also spielt Artur Wichniarek den Ball nach hinten ab. Die Szene aus der ersten Halbzeit des Ligapokalspiels zwischen Hertha BSC und dem VfB Stuttgart am Samstagabend in der Düsseldorfer LTU Arena steht exemplarisch für die Bemühungen des Berliner Sturms – Wichniarek und der in der 62. Minute eingewechselte Nando Rafael versuchten viel, doch es gelang ihnen wenig.

Dieter Hoeneß hatte ein paar Tage vor dem Spiel gesagt, „dass der Erfolg im Ligapokal indirekt mit der Verpflichtung eines neuen Stürmers zusammenhängt“. Etwa 17 Millionen Euro Verbindlichkeiten belasten den Verein. Für den Gewinn des Vorbereitungswettbewerbs hätten die Berliner 1,8 Millionen Euro bekommen, für einen Sieg gegen Stuttgart und dem damit verbundenen Einzug ins Halbfinale hätte Hertha BSC bereits 690000 Euro sicher gehabt. So bleibt den Berlinern nur die Antrittsgage in Höhe von 340000 Euro.

„Auf 100000 Euro kommt es zwar nicht an, aber es würde die Verpflichtung eines neuen Stürmers erleichtern“, sagte Hoeneß. Hätten Wichniarek oder Rafael am Samstag also ein Tor erzielt und ihr Klub wäre dadurch ins Halbfinale eingezogen – ihre Chancen auf Spielzeiten hätten sich möglicherweise nur kurzfristig verbessert. Denn Herthas Trainer Falko Götz lässt seine Mannschaft meist nur mit einem Stürmer spielen. Und wenn Hertha noch einen Angreifer verpflichtet, dann müsse der dem Team als Stammspieler weiterhelfen, sagt Götz. „Er muss qualitativ passen.“

Dass Wichniarek und Rafael diesen Umstand bedacht und deshalb so wenig Drang zum Tor hatten, ist unwahrscheinlich. So waren die 90 Minuten am Samstagabend ein weiteres Indiz dafür, dass Hertha unbedingt einen neuen Angreifer braucht. Die Berliner kontrollierten das Spiel gegen Stuttgart in der gesamten ersten Halbzeit sowie in Teilen der zweiten Halbzeit. „Wir hatten 60 bis 70 Prozent Spielanteile“, sagte Götz. Nur schafften es die Berliner nicht, sich gute Torgelegenheiten zu erspielen. Während der gesamten Begegnung schossen weder Wichniarek noch Rafael gefährlich aufs Stuttgarter Tor.

Weil die Bundesliga erst in zwei Wochen startet und die Teams noch intensiv trainieren, lässt das Testspiel noch nicht allzu viele Schlüsse auf den tatsächlichen Leistungsstand der Spieler zu. „Einige sind konditionell erst bei 60 Prozent“, sagte Stuttgarts Trainer Giovanni Trapattoni. Doch der erste Eindruck von den beiden Berliner Stürmern ist nicht besser als in der vergangenen Saison zum selben Zeitpunkt der Vorbereitung. Und in der abgelaufenen Spielzeit traf Wichniarek lediglich einmal, Rafael erzielte sechs Tore.

Vielleicht könnte Solomon Okoronkwo die Probleme im Berliner Sturm lösen. Dafür aber müssten zuerst die Probleme mit dem nigerianischen Fußballverband gelöst werden, der offenbar die Spielgenehmigung des 18-Jährigen nicht herausgeben will. Deshalb war Okoronkwo überraschend nicht für das Ligapokalspiel gegen Stuttgart nominiert worden. „Wir warten täglich darauf, dass die Spielgenehmigung eintrifft“, sagt Götz. Herthas Trainer glaubt, dass der Nigerianer das hat, was Rafael und Wichniarek in Stuttgart vielleicht ein bisschen fehlte: „Er hat die Gier nach Toren.“

Gestern Vormittag beim Training auf dem Schenckendorffplatz konnte das jeder sehen. Als der Ball in Kniehöhe auf den mit dem Rücken zum Tor stehenden Okoronkwo zuflog, drehte sich der Nigerianer unerwartet und blitzschnell um die eigene Achse – und schoss den Ball mit voller Wucht ins Tor.

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