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Sport: Fit für Gladbach

Jupp Heynckes kehrt in die Bundesliga zurück

Den richtigen Kick bekam Jupp Heynckes vor vier Monaten beim Rückrundenstart der Bundesliga. Als Kokommentator saß er für die ARD beim Klassiker Borussia Mönchengladbach gegen den FC Bayern im Borussia-Park auf der Tribüne und stellte inmitten seiner Analysen plötzlich fest. „Eigentlich bin ich ja noch viel zu fit, um mit dem Fußballgeschäft aufzuhören.“ Vom Ausflug als TV-Experte heimgekehrt, reaktivierte er alte Kontakte – vor allem die nach Spanien, wo er acht Jahre als Trainer gearbeitet hatte. Aus der Rückkehr wurde allerdings nichts. Dafür klappte es nun bei Borussia Mönchengladbach.

Gestern Nachmittag wurde Jupp Heynckes als neuer Trainer beim Fußball-Bundesligisten aus Mönchengladbach vorgestellt. Sein größter Vorteil in dem neuen, alten Job wird die rasche Anreise am Morgen sein. Der Fußballlehrer, der mit Bayern München zwei Mal Meister wurde und mit Real Madrid die Champions League gewann, wohnt in einem alten Bauernhof in der Nähe von Mönchengladbach – allerdings ohne Kühe oder Schafe. Eigentlich hatte er nach seiner Entlassung bei Schalke 04 im September 2004 auch mit der Arbeit in der Bundesliga abgeschlossen.

In Gelsenkirchen war er den Verantwortlichen am Ende zu altmodisch und streng für die neue Fußballer-Generation. Den damals noch amtierenden Manager Rudi Assauer störte es zudem, dass Heynckes sich als Förderer der Schalker Nachwuchsspieler gefiel und dabei vergaß, dass der hoch verschuldete Klub dringend auf Einnahmen aus dem internationalen Geschäft angewiesen war. Am Ende revoltierten etablierte Spieler wie Ebbe Sand und Gerald Asamoah gegen den Trainer. Und anstatt auf die geforderten Zugeständnisse einzugehen, ließ sich der Trainer lieber beurlauben.

Jetzt ist sein Urlaub beendet – und Borussen-Boss Rolf Königs freut sich, nach dem einjährigen Intermezzo mit dem unspektakulären Horst Köppel den erhofften großen Trainernamen präsentieren zu können. Mit Dick Advocaat, dem letzten berühmten Coach in Gladbach, hatte es im vergangenen Jahr weniger gut geklappt – nicht zuletzt wegen der brummigen Art des Niederländers, der in Rekordzeit Spieler, Fans und den Boulevard gegen sich aufbrachte.

Gar so wild dürfte das mit Jupp Heynckes, der Borussia Mönchengladbach bereits von 1979 bis 1987 trainierte und nun einen Zweijahresvertrag bis zum 30. Juni 2008 erhält, nicht werden. Der Kollege Christoph Daum hat den heute 61-Jährigen vor langer Zeit einmal als Langweiler bezeichnet. Und von dem Fußballer Wolfram Wuttke stammt Heynckes Spitzname „Osram“ – weil der Trainer beim Sprechen so schnell und eindrucksvoll errötet. Den Hang zur raschen Gesichtseinfärbung hat der Europameister von 1972 und Weltmeister von 1974 auch bei seinen diversen Auslandsjobs in Bilbao, auf Teneriffa, in Madrid, Lissabon und noch einmal Bilbao nicht abgelegt.

In Gladbach ist er freundlich empfangen worden. Präsident Königs sagte bei der Vorstellung: „Wir erwarten nicht gleich, dass er in den Uefa-Cup kommt. Jupp Heynckes soll hier in Ruhe arbeiten können.“ Genauso unspektakulär hört sich die zentrale Ankündigung des neuen Trainers an. „Ich will, dass die Spieler den Fußball lieben“, betont Heynckes, der seinem Hang zur Ausbildung der Jugend in Gladbach ungestörter frönen kann als auf Schalke. Der 20-jährige Eugen Polanski hat sich unter Advocaat und Köppel bereits in den Vordergrund gespielt. Und Marcell Jansen, ebenfalls 20, ist inzwischen so gut ausgebildet, dass er sogar im deutschen Weltmeisterschaftskader steht.

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