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Sport: Fit für Überraschungen

3B holt den Europapokal im Tischtennis nach Berlin

Berlin. Als der Sieg feststand, verlor der Hallensprecher kurz den Überblick. „Hoch sollen sie leben“, schallte es am Freitagabend durch die Halle, dabei war gar kein Geburtstag zu feiern. Tischtennis-Bundesligist 3B Berlin hatte gerade durch ein 3:1 im Rückspiel gegen den TV Busenbach den Nancy-Evans-Cup gewonnen, und die 500 Zuschauer in der Anton-Saefkow-Halle standen, und klatschten für die Spielerinnen, die sich jubelnd in den Armen lagen. Nach 2002 hatten sie zum zweiten Mal diesen europäischen Pokalwettbewerb gewonnen.

Den Finalsieg in eigener Halle hatten die Berlinerinnen bereits eine Woche zuvor durch den überraschenden 3:2-Sieg beim Ligakonkurrenten aus Baden vorbereitet. Dennoch trieb der Sieg Manager Rainer Lotsch vor rund 500 Zuschauern in Lichtenberg zuerst ein paar Tränen in die Augen und dann zu der Erkenntnis, dass er so was noch nie gesehen habe. „Nach dem 1:1 hatten wir eigentlich schon verloren.“ Nachdem die Litauerin Ruta Budiene gegen die deutsche Nationalspielerin Elke Wosik mit 3:1 erwartungsgemäß den ersten Punkt für Berlin erspielt hatte, verlor die Chinesin Ran Li - im Hinspiel mit zwei Siegen Matchwinnerin - überraschend gegen ihre Landsfrau Ying Han 1:3.

Nun sollte für Busenbach die ungarische Weltranglisten-Siebzehnte Krisztina Toth gegen die Berlinerin Christina Fischer punkten. Doch die ehemalige Deutsche Meisterin von 3B drehte auf. In ihrem bisher besten Spiel für Berlin gewann die 30-Jährige 3:2 gegen die auf dem Papier mit Abstand beste Spielerin des Abends. „Ich habe wie im Rausch gespielt, der fünfte Satz war fehlerfrei“, sagt Fischer. Nach ihrem Sieg verharrte der sonst eher zurückhaltende Manager Lotsch sekundenlang mit den Fäusten in der Luft.

Danach lief es wie von selbst. Ruta Budiene, die wie Fischer 3B Berlin in der nächsten Saison verlassen wird, ließ Han keine Chance. 10:0 führte sie bereits im letzten Satz, am Ende gewann sie 11:2 und holte damit den Europapokal wieder nach Berlin. „Ruta hat mir gesagt, dass sie als Champion gehen will“, erzählt Lotsch, „und das hat sie auch gemacht.“ Nach einer schlechten Rückrunde in der Bundesliga war Budiene am Freitag auf den Punkt fit.

„Wir haben uns dieses Jahr so vorbereitet, dass wir im Frühjahr unseren spielerischen Höhepunkt erreichen“, sagt Lotsch. Zudem bot 3B im letzten Bundesliga-Spiel gegen Busenbach Ende März nicht das beste Team auf. Lotsch pokerte mit Blick auf das Pokal-Endspiel. Sein Team ging damals mit 1:6 unter. Doch rückwirkend war das genau richtig. „Der Europapokal hat für uns einen viel höheren Stellenwert als die Meisterschaft“, sagt Lotsch.

Aber selbst die ist noch nicht verloren. Wie Final-Gegner Busenbach stehen die Berlinerinnen im Play-off-Halbfinale. 3B spielt heute (14 Uhr, Anton-Saefkow-Halle) im Hinspiel gegen den amtierenden Meister aus Langweid. Busenbach tritt gegen den FSV Kroppach an. Und vielleicht sehen sich beide Teams ja im Endspiel wieder.

Jörg Petrasch

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