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Foto: dadp

© dapd

Sport: Flaggschiff auf dem Roten Teppich

Deutsche Kanuten feiern unerwartete WM-Siege

Berlin - Die deutschen Kanuten haben bei der WM in Szeged sechs Medaillen gewonnen, darunter drei goldene. In den olympischen Disziplinen genau gesagt, und nur die sind entscheidend bei einer WM ein Jahr vor Olympia. Hört sich aufregend an, ist es aber nicht. Die deutschen Kanuten gewinnen immer eine Flut von Medaillen. Aufregend war, wie diese Sammlung überhaupt erreicht worden ist. Diese Bilanz klingt nach Pflichterfüllung, in Wirklichkeit stärkt sie die Kanuten unerwartet. Denn niemand hätte mit dem Gold des Kajak-Vierers der Männer und des Zweier-Kanadiers über 1000 Meter gerechnet. Und diese Erfolge stärken das Selbstbewusstsein.

Der Kajak-Vierer der Männer gilt als Flaggschiff seines Sports, aber vor dem Finale fiel Marcus Gross aus, ausgerechnet der Schlagmann. Der wenig erfahrene Paul Mittelstedt stieg ins Boot, und dieses Boot gewann fast sensationell. „Phänomenal“, sagte Kajak-Bundestrainer Detlef Hoffmann ergriffen. Phänomenal war auch der Sieg von Tomasz Wylenzek und Stefan Holtz. Nur weil andere verletzt waren, wurde dieses Duo formiert. Es sollte Platz sechs und den Quotenplatz für Olympia sichern. Aber dann wurde ihr Finale „wie das Schreiten über den roten Teppich“, wie Holtz sagte. Und Chef-Bundestrainer Reiner Kießler weiß, dass er bei Olympia auf unerwartete Wettkampfhärte setzen kann. „Wenn einer ausfällt, springt ein anderes Boot ein. Das macht uns als Mannschaft stark“, sagte Kießler.

Max Hoff war einer dieser Ausfälle. Im Kajak-Einer war er Favorit, er wurde Vierter. Ein Ausrutscher, so muss man es sehen. Denn er saß auch im Vierer, dem „phänomenalen“, und gestern gewann er auch noch im Einer über 5000 Meter. Sebastian Brendel enttäuschte im Canadier über 200 Meter, doch er hatte auch Pech: Über 1000 Meter zerbrach sein Paddel. Aber er ist Europameister, er hat seine Klasse bewiesen. Das Vorzeigeschiff der Frauen, der Vierer, gewann Silber. Aber die Besatzung ist noch jung, außerdem wartet eine viermalige Olympiasiegerin ungeduldig darauf, dass sie wieder einsteigen kann. Im Moment verhindert das ihr nächstes Umfeld. Der Sohn von Katrin Wagner-Augustin ist erst ein paar Wochen alt. Tsp

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