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FLANKE aus Italien: Die Alte Dame tanzt wieder

Vincenzo delle Donne über die Auferstehung von Juventus Turin

In nur zwei Jahren ist Juventus Turin wundersam auferstanden. Die verheerenden Abgründe des größten Manipulationsskandals der Fußballgeschichte scheinen vergessen. Dabei waren die Folgen für den italienischen Rekordmeister desaströs. Für die systematische Manipulation von Spielen durch bestochene Schiedsrichter, die Vereinsmanager Luciano Moggi meisterlich betrieb, musste Juve nicht nur in die Zweite Liga absteigen, sondern erhielt dort auch neun Strafpunkte.

Die Vereinsführung wurde von der Eigner-Familie Agnelli komplett ausgetauscht. Als neuer Präsident wurde Giovanni Cobolli Gigli bestellt. Ihm zur Seite wurde der erfahrene französische Sportmanager Claude Blanc als Geschäftsführer berufen. Leistungsträger wie Fabio Cannavaro, Gianluca Zambrotta, Patrick Viera oder Zlatan Ibrahimovic mussten verkauft werden. Andere wie Torwart Gianluigi Buffon, Alessandro del Piero, David Trezeguet oder Pavel Nedved konnten nur dank größter Überzeugungsarbeit gehalten werden, empfindliche Gehaltskürzungen mussten sie trotzdem akzeptieren.

Als Trainer für die Zweite Liga wurde Didier Deschamps verpflichtet. Mit ihm stieg Juve sofort wieder in die Serie A auf. Doch der selbstbewusste Franzose pokerte bei der Vertragsverlängerung zu hoch und verspielte seinen Posten. Für die schwierige erste Serie-A-Saison wurde an seiner Stelle der umgängliche Römer Claudio Ranieri verpflichtet. Der neue Cheftrainer und erklärte Marienverehrer schaffte im Jahr des Wiederaufstiegs tatsächlich das unerwartete Wunder: Er hat Juventus in den oberen Sphären der Tabelle etabliert. Ranieri verhalf Alessandro Del Piero, der von vielen schon abgeschrieben war, zu neuer Topform. Nach seinem souveränen 4:0-Auswärtssieg bei Atalanta Bergamo am vergangenen Wochenende ist dem Klub der dritte Tabellenplatz nicht mehr zu nehmen, der die Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation bedeutet.

Trotzdem dämpft Vereinspräsident Gigli die Erwartungen der Fans. „Wir haben uns noch nicht für die Champions League qualifiziert, aber wir sind diesem Ziel ein Stückchen näher gekommen“, kommentierte er nach dem Sieg in Bergamo. Um sicher in der lukrativen Champions League zu spielen, müsste die Mannschaft die Qualifikationsrunde überstehen. Der zweitplazierte AS Rom, der sich direkt für die Champions League qualifiziert, hat derzeit einen Vorsprung von fünf Punkten. Geschäftsführer Blanc macht seinen Spielern Mut. „Solange rechnerisch die Chance dazu da ist, den zweiten Tabellenplatz zu erreichen, werden wir es versuchen“, sagte der smarte Franzose. Um das Comeback perfekt zu machen, bleiben Juve noch vier Spieltage Zeit.

An dieser Stelle schreiben unsere Korrespondenten dienstags über Fußball in England, Spanien und Italien.

Vincenzo delle Donne

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